Pränatales Yoga: Was du während der Schwangerschaft tun kannst
Sport & Bewegung
Yoga während der Schwangerschaft hält dich nicht nur fit, sondern hat auch viele weitere positive Effekte.
Du möchtest während deiner Schwangerschaft aktiv bleiben? Yoga ist eine der besten Möglichkeiten, um dein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
"Yoga eignet sich für alle Fitnesslevel, Körpertypen und Schwangerschaftsphasen. Darüber hinaus kann es so manche Schwangerschaftsbeschwerden lindern", sagt Jennie Love, eine Trainerin für pränatales Yoga aus Scottsdale, Arizona.
"Beim pränatalen Yoga liegt der Fokus darauf, Kraft und Stabilität aufzubauen, vor allem in der Hüfte und den Beinen", fährt sie fort. "Flexibilität spielt eine eher untergeordnete Rolle, denn der Körper benötigt während der Schwangerschaft und bei der Geburt vor allem Kraft.
Ein weiterer Grund, weshalb du deinen Fokus nicht zu sehr auf Flexibilität legen solltest, ist das Hormon Relaxin. Es entspannt Bänder und Gelenke, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Allerdings steigt durch diese Lockerung auch das Verletzungsrisiko. Deshalb ist es umso wichtiger, Kraft im Körper aufzubauen."
"Durch längeres Verweilen in einer Haltung stärkst du nicht nur deinen Körper, sondern trainierst auch deine Ausdauer für die Wehen und die Geburt", erklärt Heidi Kristoffer, Gründerin von CrossFlow Yoga.
"Die meisten pränatalen Yoga-Kurse beinhalten viele Haltungen, die genau die Körperbereiche stärken, die bei der Geburt beansprucht werden. Das sind beispielsweise der Beckenboden, die Hüfte und die Bauchmuskeln", sagt Kristoffer. "Und je mehr man sich während der Schwangerschaft bewegt, desto schneller findet der Körper nach der Geburt in seine ursprüngliche Form zurück."
Doch Yoga während der Schwangerschaft hält dich nicht nur fit und kräftigt deinen Körper, sondern hat auch viele weitere positive Effekte.
Die Vorteile von Yoga während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft finden in deinem Körper viele Veränderungen statt, die sich auf deine Körperhaltung auswirken und Schmerzen und Beschwerden verursachen können.
Bei vielen werdenden Müttern kommt es beispielsweise zu Schmerzen im unteren Rücken. Der Grund? Je größer der Bauch wird, desto mehr verlagert sich das Gewicht nach vorne. "Das kann zu einer Überbeanspruchung der unteren Rückenmuskulatur und einem Hohlkreuz führen, was zwangsläufig Schmerzen verursacht", erörtert Love. Doch durch das Praktizieren von Yoga kannst du deinen Core stärken und muskulären Dysbalancen vorbeugen. In manchen Haltungen massierst du zudem deinen unteren Rücken, was ihm Entlastung schenkt.
Kristoffer zufolge ist ein weiterer Vorteil, dass Yoga für eine bessere Durchblutung sorgt und so schwangerschaftsbedingte Schwellungen reduzieren kann. Bestimmte Haltungen können die Blutzirkulation in Armen, Händen, Beinen und Füßen anregen. Das ist praktisch, da genau diese Bereiche zu Schwellungen neigen.
"Sowohl für werdende Mütter als auch für ihre ungeborenen Babys ist Stress pures Gift. Yoga hilft dabei, wieder in die eigene Mitte zurückzufinden, indem der Geist mit dem Atem und der Atem mit der Bewegung verbunden wird", erläutert Kristoffer. "Du kannst Yoga auch zum Anlass nehmen, im durchgeplanten Alltag eine Pause einzulegen und die Verbindung zu deinem ungeborenen Baby zu stärken."
Es gibt viele verschiedene Yogastile für die Schwangerschaft. Pränatales Yoga ist also nicht deine einzige Option. Find heraus, was für dich persönlich die richtige Wahl ist. In jedem Fall empfehlen wir Yoga-Bekleidung für Schwangere und Mütter, die starken Halt bietet und gleichzeitig bequem ist, damit du dich nicht eingeschränkt fühlst, wenn du von einer Haltung zur nächsten übergehst. Wir haben für dich eine Liste mit Dos and Don'ts zusammengestellt, die dir den Einstieg in das Schwangerschaftsyoga erleichtern soll. Auch wenn du regelmäßig Yoga praktizierst, lohnt sich die Lektüre.
Dos and Don'ts beim pränatalen Yoga
1.Do: Halt zunächst Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt
Egal, ob deine Wahl auf pränatales, Vinyasa- oder Hatha-Yoga gefallen ist: Deine Ärztin oder dein Arzt sollte dir grünes Licht geben, bevor du deine neue Workout-Routine in Angriff nimmst. Auch wenn du bereits vor deiner Schwangerschaft regelmäßig Yoga praktiziert hast, kann es sinnvoll sein, dass du dich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprichst. Das gilt insbesondere dann, wenn es Komplikationen in der Schwangerschaft gibt.
Hot Yoga, das bei Raumtemperaturen zwischen 32 °C und 38 °C stattfindet, wird während der Schwangerschaft in der Regel nicht empfohlen. Es kann nicht nur zu einem Anstieg deiner Körpertemperatur führen, sondern auch zu Fetal Distress (bedeutet so viel wie "Fötus in Not"). Aus neuen Studien des American Council on Exercise geht jedoch hervor, dass Hot Yoga vermutlich keine negativen Auswirkungen auf Schwangerschaften ohne Komplikationen hat, wenn die werdende Mutter bereits vor der Schwangerschaft Hot Yoga praktiziert hat.
"Ich verweise Frauen immer an ihre Ärztin bzw. ihren Arzt", berichtet Love. "Frauen, die während ihrer Schwangerschaft Hot Yoga praktizieren, sollten mehr Wasser trinken. Zudem sollten sie sich im Klaren darüber sein, dass es für sie leichter ist als für das Baby, wieder 'abzukühlen'. Es geht darum, die eigenen Grenzen zu kennen und zu wissen, wann man sich zurücknehmen muss."
Kristoffer rät Schwangeren klar vom Hot Yoga ab und legt ihnen pränatales Yoga ans Herz. "Pränatales Yoga ist optimal, denn nicht alle Yoga-Lehrer:innen wissen, wie sie den besonderen Anforderungen einer Schwangerschaft gerecht werden", sagt sie. "Für alle Yoga-Anfängerinnen lohnt es sich, die Kursliste des Yogastudios genau unter die Lupe zu nehmen. Wie die verschiedenen Yogastile definiert werden, ist von Studio zu Studio unterschiedlich. Stichworte wie 'sanft' und 'entspannend' in der Beschreibung können auf passende Kurse hindeuten."2.Do: Integriere ein paar Rückbeugen in deine Yoga-Praxis
Einige Rückbeugen wie das Kamel wirken wie eine Massage für den unteren Rücken und fördern die Durchblutung. Love empfiehlt, die Übung während der Schwangerschaft anzupassen: Platziere dazu die Hände auf dem unteren Rücken (nicht auf den Füßen) und öffne dich über deinen Brustkorb.
Tiefere Rückbeugen wie das vollständige Rad sollten allerdings vermieden werden, außer du befindest dich im ersten Trimester und hast diese bereits vor deiner Schwangerschaft regelmäßig geübt. Doch auch dann gilt: Sei vorsichtig, achtsam und kenn deine Grenzen.
"Die Bauchdecke wird bei dieser Haltung sehr stark gedehnt. Es muss achtgegeben werden, dass sich die Plazenta nicht von der Gebärmutterwand löst", warnt Love. "Sollte es sich in irgendeiner Weise ungut anfühlen, dann muss die Übung sofort beendet werden."
Kristoffers Meinung nach sollten das vollständige Rad und andere extreme Rückbeugen ab Beginn des zweiten Trimesters tabu sein.3.Do: Mach Umkehrhaltungen – jedoch mit Vorsicht
Wie verhält es sich mit Umkehrhaltungen wie Handstand, Unterarmstand und Kopfstand? Laut Kristoffer ist es empfehlenswert, im ersten Trimester oder ab dem Zeitpunkt, an dem du deine Schwangerschaft bemerkst (kein Grund zur Sorge, solltest du bis dahin Inversionen praktiziert haben), darauf zu verzichten. In dieser Zeit haben viele Frauen mit Übelkeit, Müdigkeit und Sodbrennen zu kämpfen. Deshalb werden Umkehrhaltungen oft als unangenehm empfunden.
Doch es gibt gute Neuigkeiten: Du kannst sie im zweiten Trimester wieder in deine tägliche Yoga-Praxis aufnehmen, wenn sie bereits vor deiner Schwangerschaft Bestandteil deiner Routine waren, sie sich weiterhin gut für dich anfühlen und deine Schwangerschaft komplikationsfrei verläuft. Love empfiehlt das Ausführen von Umkehrhaltungen an einer Wand. Diese dient als Stütze, um Stürze auszuschließen.
Der herabschauende Hund ist eine unbedenkliche Umkehrhaltung, die du während deiner Schwangerschaft ausüben kannst. Durch den Babybauch musst du höchstwahrscheinlich deinen Schritt etwas verbreitern. Das gilt auch für die stehende Vorwärtsbeuge. Ab Woche 38 sollten laut Love Umkehrhaltungen jedoch komplett aus dem Programm gestrichen werden.
"Ab Woche 38 empfehle ich auch den herabschauenden Hund nicht mehr, da der Energiefluss, der Richtung Beckenboden verläuft, nicht verändert werden sollte", erklärt sie.4.Do: Katze-Kuh und Göttinnen-Haltung
Sowohl Kristoffer als auch Love halten Katze-Kuh für eine gute Übung, um Verspannungen in der Wirbelsäule, insbesondere im unteren Rücken, zu lösen.
"Katze-Kuh kann auch dazu beitragen, dass sich das Baby für die Wehen und die Geburt nach unten bewegt", sagt Love. Denk allerdings daran, deinen Bauchnabel nach oben innen zu ziehen, um dein Baby zu schützen.
Für Kristoffer ist die Göttinnen-Haltung (ähnelt einem Sumo-Squat, die Beine sind weit geöffnet) die ideale Vorbereitung auf die Wehen, denn sie stärkt und öffnet alle bei den Wehen beanspruchten Muskeln.
Andere Haltungen, die Love zum Aufbau von Kraft und Stabilität nennt, sind die stehenden Yoga-Krieger (Krieger 1, 2 und 3), die Garland-Pose (eventuell benötigst du als Hilfsmittel einen niedrigen Stuhl oder Yoga-Blöcke, wenn du nicht so tief in die Hocke gehen kannst) und den Baum mit einer Wand als Stütze.5.Do: Sei geduldig mit dir und hol dir professionelle Tipps
Yoga ist ein guter Baustein für eine aktive und gesunde Lebensweise während deiner Schwangerschaft, aber es ist immer wichtig, den eigenen Körper und seine Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen. Sollte sich eine Übung falsch oder schlecht anfühlen, brich sie sofort ab.
"Hör auf deinen Körper und respektiere ihn mit all seinen Stärken und Schwächen", sagt Kristoffer. "Schließlich wächst in dir ein neues Leben heran. Das ist ein ganzes Stück Arbeit. Ruh dich aus, wenn du eine Pause brauchst. Trink etwas, bevor du Durst hast. Ernähr dich richtig und sorg dafür, dass du stets gut erholt bist."
Und wie immer gilt: Bleib in engem Austausch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Lass sie oder ihn wissen, wie es dir geht, und such sofort den Kontakt, wenn Warnzeichen wie Blutungen, Brustschmerzen, Schwindel und Muskelschwäche auftreten. So lautet die Empfehlung des American College of Obstetrics and Gynecology.
Hab keine Scheu, Hilfe von Expert:innen in Anspruch zu nehmen, sei es von der Trainerin oder dem Trainer für pränatales Yoga deines örtlichen Yoga-Studios oder von Online-Trainer:innen, die virtuelle Yoga-Sessions anbieten.6.Don't: Nimm keine Yoga-Haltungen auf dem Bauch ein
Haltungen, bei denen du auf dem Bauch liegst (z. B. Kobra, Bogen, Heuschrecke) sollten während der gesamten Schwangerschaft vermieden werden, da dadurch direkter Druck auf das Baby ausgeübt wird. Doch auch ohne diese Haltungen kannst du deinen Core auf sichere Art und Weise stärken.
Wenn hohe Planks oder Unterarm-Planks schon vor deiner Schwangerschaft ein fester Bestandteil deiner Workout-Routine waren und du dich im ersten Trimester befindest, sollte nichts dagegensprechen, sie weiterhin zu machen. Loves Tipp: Sobald dein Babybauch sichtbar wächst (üblicherweise im zweiten Trimester), kannst du versuchen, bei der Ausführung deinen Bauchnabel nach oben innen zu ziehen. Das schafft eine Art Hängematte für dein Baby.
Bemerkst du jedoch Anzeichen von Coning (sichtbares Vorwölben des Bauchs), dann lass Planks komplett weg, da ansonsten eine Rektusdiastase (Spaltung der geraden Bauchmuskulatur) die Folge sein kann.
Auch Armbalancen wie die Krähe sind laut Kristoffer keine gute Wahl, da sie den Druck im Unterleib erhöhen. Als Alternative schlägt Love seitliche Planks und Wall Planks im Stehen vor.7.Don't: Geschlossene Twists und Binds
Kristoffer zufolge sind starke Twists und Binds mit einem Babybauch nicht ratsam. Sanfte, offene Twists können jedoch dein Wohlbefinden steigern und einen positiven Effekt auf deine Wirbelsäule haben. "Dreh dich mit dem Baby auf die offene Seite und nicht gegen das Baby", empfiehlt Love.
Mach beispielsweise einen tiefen Ausfallschritt mit einer offenen Drehung zur linken Seite. Dein linkes Bein ist vorne und deine rechte Hand unter der rechten Schulter aufgestellt. Der linke Arm geht in Richtung Himmel, um deinen Brustraum zu öffnen.
Für die Schwangerschaft eigenen sich laut Kristoffer auch Side Bends im Sitzen besonders gut. "Die Seiten und der untere Rücken sind während der Schwangerschaft besonders verspannt. Deshalb fühlt es sich in jeder Phase der Schwangerschaft unheimlich wohltuend an, durch seitliches Beugen Platz in den Seiten und im unteren Rücken zu schaffen."8.Don't: Lieg nicht auf dem Rücken
"Haltungen, bei denen du flach auf dem Rücken liegst, sind insbesondere während des dritten Trimesters nicht sinnvoll. Das kann zu einer Kompression der Vena Cava (Vene, die die Blutversorgung deines Babys sicherstellt) führen", erklärt Kristoffer.
"Nutz stattdessen Blöcke, Bolster oder Kissen, um in eine Schräglage zu kommen. Leg dich im Savasana (Totenstellung) auf deine linke Seite und komm in die Embryostellung. Das regt die Blutzirkulation an", sagt sie.