3 mögliche Vorteile von Blaulichtfilterbrillen – von Expert:innen erklärt
Gesundheit und Wellness
Drei Augenspezialist:innen erklären, was du über blaues Licht und seine möglichen Auswirkungen auf die Augengesundheit wissen musst – und was du dagegen tun kannst.
Möglicherweise hast du schon einmal von blauem Licht gehört und davon, dass es die Gesundheit der Augen gefährden kann. Doch was genau ist eigentlich blaues Licht und ist es wirklich schädlich für die Augen? Und ist es sinnvoll, eine Blaulichtfilterbrille zu tragen?
Was ist blaues Licht?
Blaues Licht wird von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets, Laptops und Fernsehern, aber auch von Leuchtstoffröhren, Kompaktleuchtstofflampen und LED-Leuchten ausgestrahlt. Nach Angaben der American Academy of Ophthalmology stammt jedoch das meiste blaue Licht direkt aus dem Sonnenlicht.
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Blaues Licht, auch hochenergetisches sichtbares Licht genannt, ist Teil des sichtbaren Lichtspektrums, erklärt Dr. Brian Boxer Wachler, Augenarzt und Augenchirurg am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.
Er erklärt, dass das Akronym ROYGBIV für die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett steht. Diese Farben gehören alle zum sichtbaren Lichtspektrum, was bedeutet, dass sie laut Definition der NASA Teil des elektromagnetischen Spektrums sind, das vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann.
Ist blaues Licht schädlich für die Augen?
Bevor wir diese Frage beantworten, ist es wichtig zu verstehen, wie das menschliche Auge blaues Licht absorbiert.
Wenn sich sichtbares Licht ausbreitet, trennen sich die Wellenlängen (gemessen in Nanometern) und variieren in ihrer Größe, was dazu führt, dass wir unterschiedliche Farben wahrnehmen. "Der blaue Teil des Lichtspektrums gilt als kurzwellig und reicht von 400 bis 500 Nanometer", erklärt Tatevik Movsisyan, Optikerin und klinische Assistenzprofessorin am College of Optometry der Ohio State University.
"In Tierversuchen hat sich diese [kurze] Wellenlänge als toxisch für die Netzhaut oder den hinteren Teil des Auges erwiesen. Bislang gibt es aber keine Beweise dafür, dass blaues Licht tatsächlich auch Schäden an der menschlichen Netzhaut verursacht", sagt Movsisyan.
Obwohl die Forschung noch nicht abgeschlossen ist, hat eine wissenschaftliche Studie, die 2022 in der Fachzeitschrift Heliyon veröffentlicht wurde, gezeigt, dass künstliches blaues Licht keine signifikanten Auswirkungen auf die Gesundheit der Augen hat. Nach neuesten Informationen der AAO gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keinen signifikanten Zusammenhang zwischen blauem Licht und Schäden an der menschlichen Netzhaut sowie der altersbedingten Makuladegeneration.
Tatsächlich gibt es sogar Hinweise darauf, dass die Exposition gegenüber blauem Licht positive Auswirkungen haben kann. So zeigte eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022, dass bei Athlet:innen, die blauem Licht ausgesetzt waren, verschiedene positive Auswirkungen festgestellt werden konnten, wie etwa eine verbesserte kognitive Leistung, erhöhte Wachsamkeit und verbesserte Reaktionszeiten.
Während eine erhöhte Wachsamkeit bei der Arbeit hilfreich ist, kann eine übermäßige Bildschirmnutzung vor dem Schlafengehen die Schlafqualität beeinträchtigen.
"Das blaue Licht von elektronischen Geräten schadet zwar den Augen nicht, aber es kann den Schlaf beeinträchtigen, weil es die Melatoninausschüttung stört", so Boxer Wachler.
Melatonin ist ein Hormon, das vom Gehirn als Reaktion auf Dunkelheit produziert wird, um das Gefühl von Schläfrigkeit zu fördern. Außerdem hilft es bei der Regulierung der inneren Uhr des Körpers (zirkadiane Rhythmen), so die National Institutes of Health.
Die Optikerin Jennifer Tsai erklärt, dass das von digitalen Geräten ausgestrahlte blaue Licht den natürlichen zirkadianen Rhythmus des Körpers stören kann, indem es ihn glauben lässt, es sei noch Tag. Dadurch wird das Einschlafen erschwert und letztlich die Schlafqualität beeinträchtigt. (Menschen, die nachts arbeiten, haben natürlich einen anderen Schlafrhythmus.)
Eine 2019 in der Fachzeitschrift Chronobiology International veröffentlichte Übersichtsarbeit, die 15 Studien zum Zusammenhang zwischen Lichtexposition und zirkadianem Rhythmus untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass eine zweistündige Blaulichtexposition am Abend die Melatoninproduktion unterdrücken kann. Und auch eine sportmedizinische Studie, die 2022 in der Fachzeitschrift Frontiers in Physiology erschien, zeigte, dass blaues Licht sowohl die Schlafqualität als auch die Schlafdauer beeinträchtigen kann.
Mit der zunehmenden Nutzung von Bildschirmen im Alltag könnten auch damit verbundene Kopfschmerzen und Augenbelastungen zunehmen. Aus Untersuchungen geht hervor, dass Erwachsene auf der ganzen Welt mehr Zeit mit ihren Handys und Tablets verbringen als in der Vergangenheit. So hat Comparitech Daten veröffentlicht, die bestätigen, dass Menschen im Alter von 16 bis 64 Jahren durchschnittlich 6 Stunden und 37 Minuten pro Tag vor einem Bildschirm verbringen.
Da Bildschirme aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, ist es wichtig, Folgendes über die Wirksamkeit von Blaulichtfilterbrillen zu wissen.
Was sind Blaulichtfilterbrillen?
Blaulichtfilterbrillen, die speziell entwickelt wurden, um das potenziell schädliche blaue Licht herauszufiltern, sollen mögliche negative Auswirkungen der Bildschirmnutzung reduzieren oder verhindern. Hier erfährst du, was drei Augenärzt:innen zu diesem Thema zu sagen haben.
Mögliche Vorteile von Blaulichtfilterbrillen
1.Sie können einen gesunden Schlaf fördern
Das Beste, was du vor dem Schlafengehen tun kannst, ist natürlich, deine elektrischen Geräte ganz auszuschalten. Mit einer Blaulichtfilterbrille kannst du jedoch möglicherweise auch vor dem Schlafen noch auf einen Bildschirm schauen – und das ohne deine Schlafqualität negativ zu beeinflussen.
"Der einzige definitive, durch Forschung belegte gesundheitliche Nutzen von Blaulichtfilterbrillen ist die Verbesserung des Schlafs", sagt Boxer Wachler.
Tatsächlich erbrachte eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021, die in der Zeitschrift Chronobiology International veröffentlicht wurde, "substanzielle Hinweise" (aus 24 Publikationen), dass Blaulichtfilterbrillen die Schlaflatenz (die Zeit, die eine Person benötigt, um einzuschlafen) bei Patient:innen mit Schlafstörungen, Jetlag oder unregelmäßigen Arbeitszeiten verkürzen.
2.Sie können die Lichtempfindlichkeit verringern
Das künstliche blaue Licht von elektronischen Geräten kann Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Lichtempfindlichkeit verursachen, so Tsai.
"Normalerweise würden wir im Freien eine Sonnenbrille tragen, um diesen Effekt abzuschwächen, da Sonnenlicht ja auch blaues Licht abstrahlt", sagt sie. "In Innenräumen sind unsere Augen jedoch weiterhin dem blauen Licht von Bildschirmen ausgesetzt, was sie lichtempfindlicher macht."
Blaulichtfilterbrillen beugen aber nicht unbedingt einer Überlastung der Augen vor. Laut einer randomisierten, kontrollierten Studie, die 2021 im American Journal of Ophthalmology veröffentlicht wurde, scheinen Blaulichtfilterbrillen die Symptome der Augenermüdung nach zwei Stunden Computerarbeit weder zu verhindern noch zu lindern.
"Manchmal denken die Leute, dass blaues Licht für überanstrengte Augen oder das Computer Vision Syndrom verantwortlich ist. Das ist jedoch nicht der Fall", erklärt Boxer Wachler. "Die Ursache dieser Beschwerden ist schlichtweg die übermäßige Nutzung elektronischer Geräte. Wenn man sich nämlich länger auf etwas in der Nähe konzentriert, blinzelt man 30 Prozent weniger als normal."
Obwohl blaues Licht also nicht die eigentliche Ursache für die Überanstrengung der Augen bei der Bildschirmnutzung ist, können Blaulichtfilterbrillen bei Symptomen im Zusammenhang mit Lichtempfindlichkeit helfen.
3.Sie können trockene Augen verhindern
Wer stundenlang auf Bildschirme starrt, blinzelt weniger, was laut Tsai dazu führen kann, dass nicht genügend Tränenflüssigkeit produziert wird. Und das wiederum kann trockene Augen (Rötung, Brennen oder Tränen) verursachen.
"[Blaulichtfilterbrillen] können Blendung und Lichtempfindlichkeit reduzieren und so dafür sorgen, dass die Augen weniger belastet werden und mehr geblinzelt wird", sagt sie.
Laut einer klein angelegten Studie, die 2016 in der Fachzeitschrift PloS One veröffentlicht wurde, konnten Erwachsene mit trockenen Augen ihre Sehschärfe verbessern, indem sie eine Brille mit Gläsern trugen, die 50 % des blauen Lichts blockierten. Zum Verständnis: Sehschärfe beschreibt, wie klar bzw. scharf etwas gesehen wird, so die American Optometric Association.
Tipps für den Kauf einer Blaulichtbrille
Tsai rät allen, die sich für eine Blaulichtbrille interessieren, sich zunächst Gedanken über ihre speziellen Bedürfnisse zu machen. Am besten sind Brillen geeignet, die den gesamten Bereich des blauen Lichts von 410 bis 460 Nanometern filtern. Beachte die Angaben in der Beschreibung und bedenke, dass Brillen mit orange- oder bernsteinfarbener Tönung mehr blaues Licht (wenn nicht sogar alles) blockieren als klare Gläser.
"Es ist wichtig, daran zu denken, dass Blaulichtfilterbrillen nicht unbedingt auch eine UV-Beschichtung haben", fügt sie hinzu. "Um den UV-Schutz zu gewährleisten, sollte die Brille eine UV-Beschichtung haben."
Wenn du dir nicht sicher bist, ob deine Brille blaues Licht blockiert, solltest du laut Tsai einen Termin bei einer Optikerin bzw. einem Optiker vereinbaren. "Dort gibt es in der Regel Spektralgeräte, mit denen man die Eigenschaften der Brille testen kann", sagt sie.
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Wann du eine Blaulichtfilterbrille tragen solltest
Tsai betrachtet Blaulichtfilterbrillen als optional.
"Ich erkläre meinen Patient:innen, dass es zumindest keinerlei Nachteile gibt und die Brille an einem langen Tag am Bildschirm bei Lichtempfindlichkeit helfen kann", sagt sie.
"Wenn man sich also für eine Blaulichtfilterbrille entscheidet, sollte man sie immer dann tragen, wenn man auf einen Bildschirm schaut, also zum Beispiel beim Arbeiten am Computer, beim Scrollen auf dem Handy oder beim Lesen auf dem Tablet."
Boxer stimmt dem zu und nennt weitere Tipps, die man beachten sollte. Am besten schaltest du das blaue Licht aller elektronischen Geräte aus, indem du unter "Einstellungen" auf "Anzeige" gehst und dort den Nachtmodus auswählst. "Dein Handy bzw. Computer strahlt dann kein blaues Licht mehr ab. Zwar haben die Bildschirme dann einen leichten Orangestich, aber die meisten Menschen gewöhnen sich daran."
Außerdem empfiehlt er, häufige Pausen für die Augen einzulegen. "Ich empfehle die 20-20-Regel, bei der man alle 20 Minuten, die man vor dem Bildschirm verbringt, für 20 Sekunden die Augen schließt. Eine andere Variante ist die 20-20-20-Regel, bei der man sich alle 20 Minuten 20 Sekunden Zeit nimmt, um vom Bildschirm wegzuschauen, auf etwas, das etwa 20 Fuß (ca. 6 Meter) entfernt ist.
Movsisyan plädiert dafür, elektronische Geräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten und vor dem Kauf einer Brille eine Augenärztin bzw. einen Augenarzt zu konsultieren.
"Eine gründliche Untersuchung kann Aufschluss darüber geben, ob eine verschreibungspflichtige Brille notwendig ist oder ob es vorteilhaft wäre, die Brille zu entspiegeln, wodurch bereits ein Teil des blauen Lichts blockiert wird", sagt sie.
Da es keine Belege für die Wirksamkeit von Blaulichtfilterbrillen gibt, werden sie von der AAO auch nicht für die Bildschirmarbeit empfohlen. Am besten sprichst du also mit deiner Augenärztin bzw. deinem Augenarzt darüber, ob eine Blaulichtfilterbrille sinnvoll für dich ist.
Text: Amy Capetta