Welche Vorteile hat Tanzen?

Sport und Bewegung

Ob im Wohnzimmer oder Studio – Tanzen bietet zahlreiche, von Expert:innen bestätigte Vorteile für die Gesundheit.

Letzte Aktualisierung: 25. Juli 2022
7 Min. Lesezeit
Welche Vorteile hat Tanzen?

Tanzen macht jedem Spaß. Es ist nicht nur eine Form des körperlichen und emotionalen Ausdrucks, sondern bietet auch gesundheitliche Vorteile für Körper und Geist. Während bei traditionellen Tanzkursen oft eine Choreografie einstudiert und Schritte auswendig gelernt werden müssen, haben beliebte Fitnesskurse, bei denen verschiedene Bewegungsstile im Vordergrund stehen, die Kunst des Tanzens einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht. Und es muss kein:e Lehrer:in oder Partner:in dabei sein. Tanzen kann man (fast) überall.

"Wichtig ist: Jeder Mensch kann tanzen. Tanzen ist einfach Tanzen", erklärt Mia Morris, Leiterin von Dance for All Bodies. "Jede absichtliche oder auch unabsichtliche Bewegung kann und sollte als Tanzen betrachtet werden. Entscheidend dabei ist lediglich, ob jemand die eigenen Bewegungen als Tanzen betrachtet oder nicht."

Hier äußern sich Expert:innen zu den wissenschaftlich untermauerten Vorteilen des Tanzens.

Welche Vorteile hat Tanzen?

  1. 1.Tanzen ist ein hervorragendes Cardio-Workout.

    Laut dem American College of Sports Medicine ist Tanzen eine aerobe Aktivität, weil "große Muskelgruppen aktiviert werden, sie kontinuierlich erfolgt und rhythmisch ist." Untersuchungen deuten darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen Herzkreislaufgesundheit und körperlicher Bewegung gibt. Und Tanzen ist eine hervorragende Möglichkeit, sich mehr zu bewegen.

    Einige Formen des Tanzes wie zum Beispiel der irische Stepptanz und der schottische Volkstanz gelten als großartige aerobe Aktivität. Allerdings musst du nicht gleich diese anstrengende Form des Tanzens wählen, um von den Vorteilen zu profitieren.

    "Auch beim langsamen Tanzen kannst du dein Aktivitätslevel steigern, vor allem, wenn du gerade erst anfängst", erklärt die zertifizierte Physiotherapeutin Alyssa Arms, D.P.T., Eigentümerin von Back in Step Physical Therapy. "Schnellere Bewegungen stärken ganz allgemein die Herzgesundheit. Achte aber darauf, dass deine Herzfrequenz in dem Bereich bleibt, der gut für dich und deinen aktuellen Gesundheitszustand ist."

    Tanzen ist nicht nur gut für dein Herz, sondern kann auch andere Krankheiten lindern. Eine Studie aus dem Jahr 2016 fand heraus, dass Tanzen mit moderater Intensität das Risiko für Herzkreislauferkrankungen senkt.

  2. 2.Tanzen verbessert die Muskelkraft und -ausdauer.

    Verschiedene Tanzformen variieren in Intensität und Stil und aktivieren unterschiedliche muskuläre Bewegungsmuster, so Chiropraktikerin und Physiotherapeutin Carrie Skony. Beim klassischen Ballett zum Beispiel stehen langsame, kontrollierte Bewegungen mit Sprungpassagen im Vordergrund. Das verbessert die muskuläre Ausdauer in Core, Armen und Beinen.

    "Diese Art des 'Krafttrainings' stärkt und formt vor allem die langen Muskeln, die oft mit klassischem Ballett in Verbindung gebracht werden", erklärt Skony.

    Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 in der Zeitschrift Anatomy unterstützt Ballett die Entwicklung der Muskeln gerade durch die fünf Grundpositionen, bei denen die Beine in verschiedene Richtungen gedreht werden. Ballett führt laut der Forscher:innen zu einer stabilen Haltung, da dabei alle Muskeln im Körper gefordert werden. Diese Haltungsverbesserung wirkt den negativen Folgen des Sitzens im Alltag entgegen.

    Wenn du dich mehr für andere Formen des Tanzens interessierst: Laut Skony kannst du mit schnelleren Stilen wie Hip-Hop, Jazzdance oder Ballroom explosive Kraft entwickeln. Eine im Journal of Sports and Physical Education veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2014 hat gezeigt, dass man durch Tanzen Kraft aufbauen kann, denn die Muskeln müssen dem Körpergewicht standhalten. Gleichzeitig wird die Ausdauer verbessert, denn die Muskeln müssen über einen längeren Zeitraum hart arbeiten (vor allem Ballroom und Line Dancing stärkt die Ausdauer).

  3. 3.Tanzen verbessert Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit.

    Jede Tanzform hat ihre eigenen Bewegungsabläufe, Positionen und Schrittkombinationen. Zusammen entsteht dann eine Choreografie. Um all diese Elemente miteinander zu vereinen, brauchst du Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit.

    "Beim Tanzen musst du dich meist in verschiedene Richtungen bewegen, auf einem Bein stehen (zumindest für ein oder zwei Sekunden) und verschiedene Bereiche des Körpers gleichzeitig bewegen", erklärt Arms.

    Eine Studie aus dem Jahr 2021 deutet darauf hin, dass Parkinsonpatient:innen durch Tanzen ihre motorischen Fähigkeiten verbessern können. Bei dieser Studie tanzten die Teilnehmer:innen über mehrere Wochen hinweg regelmäßig. Dabei verbesserte sich das Gleichgewicht, die Teilnehmer:innen konnten besser aus dem Sitzen aufstehen und auch ihr Gangbild verbesserte sich.

    "Einer der wichtigsten Vorteile beim Tanzen: Hier erfolgen die Bewegungen oft gleichzeitig in verschiedene Richtungen, die verschiedenen Körperpartien müssen also für die komplexen Bewegungsmuster koordiniert werden", erklärt Skony.

  4. 4.Tanzen kann die Knochendichte verbessern

    Studien haben gezeigt, dass stoßintensive Übungen das Wachstum von Knochengewebe begünstigen können, da die Kraft genau auf dieses Gewebe wirkt. Das gilt vor allem für Bewegungen, bei denen Gewicht ausgeglichen werden muss, wie zum Beispiel beim Tanzen. Beim Allegro Ballett (eine Tanzform mit schnellen Sprungfolgen) und Stepptanz wird vor allem der Unterkörper stärker beansprucht. Tanzformen, bei denen die Arme im Fokus stehen (zum Beispiel Break Dance oder Modern Dance) beeinflussen die Knochendichte im Oberkörper positiv, erklärt Skony.

    "Die Knochen werden durch mechanische (physische) Belastung stärker", ergänzt sie. "Daher bieten stoßintensive Aktivitäten wie Springen, Laufen und Gewichtstraining die größten Vorteile für die Knochengesundheit. Auch Tanzen zählt in den meisten Fällen zum Gewichtstraining, und oft gehören auch Sprünge dazu. Wer also regelmäßig tanzt, tut viel für seine Knochengesundheit, vor allem im Unterkörper."

    Eine Studie aus dem Jahr 2019 mit Frauen nach der Menopause, die unter Osteoporose litten (Verlust der Knochendichte und Schwächung der Knochen) hat ergeben, dass Tanzen die Knochendichte verbessern kann. Tanzen scheint also medikamentöse und andere Behandlungsformen zur Verbesserung der Knochendichte gut zu ergänzen.

  5. 5.Tanzen macht gute Laune.

    Wer unter Problemen mit der mentalen Gesundheit leidet, sollte auf jeden Fall professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Studien zeigen jedoch, dass Tanzen eine gute Ergänzung zur jeweiligen Therapie sein kann. So hat eine in der Zeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlichte systematische Studie aus dem Jahr 2019 gezeigt, dass eine Tanztherapie die Behandlung von Erwachsenen mit Depressionen effektiv unterstützen kann. Forscher:innen betonen dabei vor allem die nonverbale Komponente beim Tanzen. Hier können Teilnehmer:innen ihre Emotionen ohne Worte ausdrücken.

    "Tanzen ist befreiend", erklärt Morris. "Dabei kannst du ganz du selbst sein und dich in einer universellen Sprache ausdrücken. Beim Tanzen kannst du Gefühle formulieren und Geschichten erzählen, die du nicht in Worte fassen kannst."

    Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2014 hat die dauerhaften positiven Effekte von Tanzen in der Therapie untersucht. Die Forscher:innen haben dabei herausgefunden, dass Tanzen nicht nur die Symptome von Depressionen und Angststörungen lindern, sondern auch die Stimmung und das persönliche Wohlbefinden verbessern kann.

    Es gibt unzählige verschiedene Tanzformen, die verschiedene Vorteile bieten. Probier einfach ein paar aus.

    "Es gibt hunderte Möglichkeiten: Ballett, Hip-Hop, Swing und vieles mehr", so Arms. "Manche Formen beanspruchen die Knie oder erfordern mehr Beweglichkeit, wenn du sie intensiver praktizierst. Aber es gibt für alle den passenden Tanz."

    Text: Ashley Lauretta

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Ursprünglich erschienen: 31. Mai 2022