So behältst du neue Gewohnheiten tatsächlich bei
Coaching
Du willst ein "ich sollte" in ein "ich habe" verwandeln? Mit diesen drei Techniken findest du das Selbstvertrauen, um wirklich erfolgreich zu sein.
- Wenn du eine neue Gewohnheit entwickeln willst, musst du dich regelmäßig dazu entscheiden, etwas Bestimmtes zu tun, und es anschließend auch tatsächlich tun.
- Indem du Gewohnheiten stapelst, schrittweise Veränderungen vornimmst und deine Motivation steigerst, gelingt es dir, neue gesunde Gewohnheiten zu etablieren.
- Unsere täglichen Trainingsprogramme in der NTC App helfen dir, diese Techniken anzuwenden, damit du noch schneller Fortschritte machst.
Folgendes solltest du wissen …
Vor einem Lauf ein paar Leg Swings machen, nach dem Abendessen Schokolade essen, in der Mittagspause einen Spaziergang machen, Instagram checken, bevor du nachts ins Bett gehst … und die Snooze-Taste drücken, wenn du aufwachst.
Gewohnheiten sind Dinge, die du so oft machst, dass sie im Grunde automatisch ablaufen. Ob sie gut oder schlecht sind, darüber lässt sich streiten. Das sagt zumindest Dr. Benjamin Gardner, Senior Lecturer am King’s College London, der in den Bereichen Verhaltensveränderung und Entwicklung von Gewohnheiten forscht. Und natürlich entstehen schlechte Gewohnheiten oft schneller als gute. Der Grund dafür ist, dass sich Gewohnheiten als Reaktion auf eine Belohnung (Schokolade oder ein paar Minuten länger im Bett) entwickeln, sagt Gardner.
Außerdem tendieren wir instinktiv dazu, die einfachste Option zu wählen, erklärt Sohee Lee, zertifizierte Spezialistin für Kraft- und Konditionstraining sowie Doktorandin, die ebenfalls Verhaltensveränderung und Entwicklung von Gewohnheiten studiert. Für die Entwicklung guter Gewohnheiten ist es wichtig, alles so zu regeln, dass es dich keine große Überwindung kostet, sie auszuführen. Sobald dir das gelingt, bist du auf dem richtigen Weg und kommst deinen Zielen immer näher.
So entwickeln sich Gewohnheiten
Eine Gewohnheit ist etwas, das einen dazu bringt, in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Art zu handeln, sagt Gardner. Die Handlung nennt man Gewohnheit und diese, wie bereits erwähnt, führt zu einer Belohnung. Die Belohnung verstärkt die Assoziation zwischen Auslöser und Gewohnheit. Dadurch entsteht eine Beziehung, die man Gewohnheitsschleife (Habit Loop) nennt. Jedes Mal, wenn du also aus dem Bett steigst (Auslöser) und dir eine kurze Massage mit einer Faszienrolle gönnst (Gewohnheit), fühlst du dich danach entspannter (Belohnung) und deine Gewohnheit, dich nach dem Aufstehen mit der Faszienrolle zu massieren, wird stärker. Irgendwann wirst du wahrscheinlich die Faszienrolle zur Hand nehmen, ohne darüber nachzudenken. Um diese automatische Reaktion zu entwickeln braucht es Zeit und Konsistenz, aber wenn eine Gewohnheit einmal verinnerlicht ist, kann sie dir helfen, gesunde Gewohnheiten ganz automatisch auszuführen.
(Übrigens können auch Expert:innen nicht genau sagen, wie lange es dauert, bis eine Gewohnheit vollständig entwickelt ist. Die bekannte 21-Tage-Regel ist ein Mythos. Laut Gardner und anderen Expert:innen für Verhaltensveränderung entwickeln sich einige Gewohnheiten langsamer und andere viel schneller. Konzentriere dich also nicht das Zählen von Tagen.)
Darum klappt es oft nicht mit neuen Gewohnheiten
Mal ganz ehrlich, wir haben alle schon gesagt "Morgen fang ich an." Ein neues, gesundes Verhalten konsequent durchzuziehen, fällt uns meist sehr schwer. Der Grund dafür? Für Veränderungen benötigen wir Willen und Selbstbeherrschung, und daran fehlt es uns manchmal – selbst wenn wir fest entschlossen sind, Fortschritte zu machen.
Außerdem tendieren wir dazu, zu ehrgeizig zu sein, was zu Enttäuschungen führen kann, sagt Lee. Das beruht teilweise auf einer Verwechslung zwischen den zwei verschiedenen Typen der gewohnten Verhaltensweisen, "entscheiden" und "ausführen", erklärt Gardner.
Nehmen wir an, du möchtest jeden Morgen für 15 Minuten in dein Tagebuch schreiben. Du musst zuerst die Gewohnheit entwickeln, dich dazu zu entscheiden, Tagebuch zu schreiben und danach, es tatsächlich zu tun. Selbst wenn du den ersten Teil schaffst, musst du dich weiterhin anstrengen, um auch den zweiten Teil zu schaffen, sagt Gardner. Und wenn die Ausführung zu viel Anstrengung kostet, wirst du scheitern. (Motivation passé, Neujahrsvorsätze ade.) Um bleibende Gewohnheiten zu entwickeln, muss die Entscheidung automatisch ablaufen und die Ausführung realistisch geplant werden.
Es gibt verschiedene Strategien, um beide Seiten der Gleichung in Angriff zu nehmen.
1. Gewohnheiten stapeln
Darum geht es: Du verbindest eine neue Gewohnheit mit einer anderen, die du bereits regelmäßig ausführst (Ankergewohnheit).
Darum funktioniert es: Indem du etwas, das du tun möchtest (z. B. Zahnseide verwenden), mit einer Ankergewohnheit verbindest (z. B. Zähneputzen), verwendest du einen bereits bestehenden Auslöser, der es einfacher macht, die neue Gewohnheit in deine Routine zu integrieren, sagt Lee. Das funktioniert viel besser als die Gewohnheit einfach dann auszuführen, wenn es dir gerade einfällt. (Du denkst nämlich sicher nur selten an Zahnseide.)
So funktioniert es: "Nimm dir 20 Minuten Zeit und schreib die Dinge auf, die du jeden einzelnen Tag tust. Das ist fast alles", erklärt Lee. Diese Übung zeigt, dass es dir an Ankergewohnheiten, mit denen du arbeiten kannst, nicht fehlt.
Wähle dann eine Ankergewohnheit, die der neuen, gewünschten Gewohnheit ähnelt, sagt Gardner. Wenn es also dein Ziel ist, mehr zu trinken, könntest du einführen, ein Glas Wasser zu trinken, wenn du die Küche putzt. Das funktioniert, weil du den Wasserhahn oder den Kühlschrank direkt vor dir hast.
Beachte: Es ist wichtig, bei der Einführung der neuen Gewohnheit sehr genau zu sein. Dir vorzunehmen, zu trinken "nachdem du den Tisch abgewischt hast" oder "nachdem du den letzten Teller in die Spülmaschine gestellt hast" ist viel hilfreicher als einfach nur "beim Putzen der Küche". Wenn du befürchtest, dass du es vergisst, schreib deine Absicht auf einen Notizzettel ("Tisch wischen = H20") und bring diese so an, dass du sie siehst, während du die Ankeraktivität ausführst, sagt Gardner.
2. Schrittweise Veränderungen
Darum geht es: Du beginnst mit einer kleinen Version der neuen Gewohnheit und machst diese schrittweise größer
Darum funktioniert es: Ganz klein anzufangen und dann schrittweise auf ein größeres Ziel hinzuarbeiten hilft dir dabei, Selbstbewusstsein und Handlungskompetenz aufzubauen, sagt Gardner. Dabei entsteht Begeisterung und Dynamik und so wird dein Wunsch, deine Gewohnheit auszubauen immer größer.
So funktioniert es: "Beginne mit deiner neuen Gewohnheit so klein und so unkompliziert, dass du sie sogar an deinen schlechtesten Tagen ausführen kannst." schlägt Lee vor. (Falls du von dem berühmten Verhaltensforscher BJ Fogg gehört hast, bist du wahrscheinlich mit dem Konzept der kleinen Gewohnheiten und großen Veränderungen vertraut.)
Nehmen wir das Beispiel des Tagebuchschreibens für 15 Minuten am Morgen. Du beginnst damit, einfach dein Tagebuch nach deinem morgendlichen Kaffee zu öffnen. Durch ständiges Wiederholen wird das Öffnen des Tagebuchs eine selbstverständliche Gewohnheit. Und dadurch werden Begeisterung und Dynamik immer stärker, erklärt Lee.
Nachdem du das eine Zeit lang gemacht hast, öffne dein Tagebuch und nimm einen Stift zur Hand. Geh dann einen Schritt weiter und öffne dein Tagebuch, nimm einen Stift und schreibe eine Minute lang. Geh immer einen Schritt weiter, aber immer nur so weit, dass du die Gewohnheit konsequent ausführen kannst, rät Lee. Wenn du einen schlechten Tag hast, denk daran, dass du immer zurück zum Minimum gehen kannst (Öffnen des Tagebuchs), um die Entscheidung, Tagebuch zu schreiben, aufrechtzuerhalten.
Wenn du versuchst, dich jeden Tag zu bewegen, beginne ganz einfach mit ein paar Minuten Dehnungs- und Aktivierungsübungen. Du kannst sie entweder für dich alleine machen oder alternativ an einem Trainingsprogramm wie der Daily Move Challenge in der Nike Training Club App teilnehmen. Sobald diese Übungen für dich zur Routine geworden sind, kannst du weitere hinzufügen.
3. Der Blick ins Innere
Darum geht es: Du nutzt deine eigene tiefe Motivation dazu, um dich selbst dazu zu bringen, deine gewünschte Gewohnheit auszuführen.
Darum funktioniert es: Es gibt Tage, da hast du einfach keine Lust. Ehrlich gesagt ist das einer der Gründe, warum Expert:innen nicht dazu raten, sich bei der Entwicklung von Gewohnheiten nur auf die Motivation zu verlassen, erklärt Lee. Aber wenn du Motivation nutzen möchtest, funktioniert diejenige, die von innen kommt (auch intrinsische Motivation genannt) am besten, sagt Gardner.
Ein großer Teil der intrinsischen Motivation ist laut Gardner die Freude. Indem du eine Gewohnheit auswählst, die dir Freude bereitet, fühlt sich die Ausführung nicht nach sinnloser Plackerei an.
Natürlich gibt es Gewohnheiten, bei denen es dir schwer fällt, Freude zu empfinden. Es gibt Menschen, die sich vor einem Workout nicht gerne aufwärmen. Sie freuen sich aber darüber, dass sie sich seltener verletzen. Und wir alle haben Tage, an denen uns auch Dinge, die wir sonst gerne machen, keine Freude bereiten. Dann kann es helfen, andere Komponenten der intrinsischen Motivation zu nutzen: Identität.
"Die Selbstwahrnehmung zu verändern spielt eine große Rolle bei der Entwicklung von Gewohnheiten", sagt Lee. Wenn du dich selbst zum Beispiel als Yogafan siehst, ist die Chance geringer, dass du den ganzen Vormittag im Bett bleibst, egal ob es draußen regnet oder du einfach nur einen schlechten Tag hast.
So funktioniert es: Eine naheliegende Strategie ist es, eine Gewohnheit zu wählen, die dir Freude macht. Grünkohl schmeckt dir nicht, aber du möchtest mehr Grüngemüse essen? Such dir etwas, das dir schmeckt.
Wenn du Identität als Geheimwaffe nutzen möchtest, erschaffe eine ehrgeizige Version deiner selbst, sagt Lee. Wenn du weniger gestresst sein möchtest, ist deine neue Identität eine "total entspannte, ausgeglichene Person". Wenn du dann Entscheidungen triffst, welche Gewohnheiten du ausführen wirst, wählst du ganz bewusst Dinge, die mit dieser entspannten Version deiner selbst übereinstimmen, z. B. "Ich meditiere abends gerne" oder "Ich nehme sonntags gerne ein heißes Bad".
Und wenn alle Stricke reißen ...
Denk daran, dass ein schlechter Tag (oder auch drei) nicht das Ende der Welt bedeutet. In der Forschung werden die Chancen, dass du deine Gewohnheit ausführst, als Gelegenheiten bezeichnet. "Wir wissen, dass eine Gewohnheit auch dann entwickelt werden kann, wenn einige Gelegenheiten nicht wahrgenommen werden", sagt Gardner. Das Wissen, dass der ein oder andere Misserfolg kein Grund ist, ganz aufzugeben, kann dazu führen, am Ball zu bleiben – und die gute Gewohnheit schließlich vollständig zu entwickeln.
Text: Julia Malacoff
Illustration: Paul Blow
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