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Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

AIR MAX PLUS OG

ÜBER DAS DESIGN

Einige Sportschuhe steigen über ihre Performance-Wurzeln hinaus und werden zu einem Kulturphänomen. Genau zu diesen Schuhen zählt der im Jahr 1998 erschienene Nike Air Max Plus.

Bei seiner Ersterscheinung prägte er als Teil der Air Max-Dynastie die damalige Ära und auch künftig sollte er noch maßgebenden Einfluss nehmen. Der Schuh ist weltweit seit knapp zwei Jahrzehnten ununterbrochen in den Läden verfügbar. Dabei erschien er in hunderten Farbgebungen und Varianten, darunter Ledermodelle, Komplettüberarbeitungen und Slipper. Der größte Erfolg des Air Max Plus war jedoch sein inoffizielles Rebranding, das mancherorts besser unter den beiden Buchstaben "Tn" bekannt ist, die für die Tuned Air stehen. Die Technologie, die erstmals im Air Max Plus erschient, gehört inzwischen zur Standardausstattung des Schuhs.

Zwar wissen viele um den Kultstatus der Silhouette, ihr Ursprung ist jedoch weniger bekannt. Der Schuh, der vom erfahrenen Designer Sean McDowell entwickelt wurde, vereint ausgefallene ästhetische Einflüsse mit drei noch nie zuvor verwendeten Fertigungstechniken. Im Folgenden berichtet McDowell von seinen Erinnerungen über das Design dieses Klassikers.

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

McDowell erstellte schon (unbewusst) Entwürfe des Air Max Plus, bevor er bei Nike anfing.

"Ich überlegte und zeichnete, während ich an den Stränden Floridas entspannte. Das war mitunter meine kreativste Phase", so erinnert er sich an einen Urlaub, den er zwischen seinen Jobs mit Freunden verbrachte. "An einem Abend beobachtete ich während der Dämmerung, wie der klare blaue Himmel in ein Dunkelblau überging und die Palmen im Wind wehten."

Die Schönheit dieses Orts entfachte seine Fantasie. "Ich habe das skizziert und dachte mir, dass man aus den Palmen einen Vierteleinsatz machen könnte, um dem Fuß Halt zu bieten", so McDowell, der diesen Gedanken für später archivierte.

Gleich nachdem er 1997 bei Nike anfing, stellte er sich der Herausforderung, an einem neuen Laufschuh zu arbeiten (und um dabei ein Projekt für Foot Locker abzuschließen). Dieser sollte eine neue Max Air-Innovation unter dem Arbeitstitel Sky Air verwenden, die zwei gegenüberliegende Halbkugeln nutzte, um die Dämpfungstechnologie zu verbessern. 15 potentielle Schuhentwürfe legte das Team dem Händler schon vor, der bisher keinen davon abgesegnet hatte.

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

"Als ich Sky hörte, dachte ich sofort an den wunderschönen Himmel in Florida", sagte McDowell, der mit seinen Skizzen weitermachte. "Ich habe einen Sonnenuntergang gezeichnet – einen in Blau, einen in Lila. Ich habe mit verschiedenen Farben und Himmelvarianten experimentiert. Einige Palmen fielen etwas technischer und sehr geometrisch aus, andere wehten."

Andere wichtige Elemente des Air Max Plus wurden von einem Wal inspiriert. "Der Schaft ist eine abgewandelte Walflosse", so McDowell. "Diese aus dem Wasser ragende Walflosse ist einfach ikonisch."

Der besondere Swoosh des Air Max Plus geht auf McDowells damals noch begrenzte Erfahrung im Unternehmen zurück, denn er hatte bis dahin noch keinen Swoosh gezeichnet und ihm stand keine Vorlage zur Verfügung. "Mich hatte noch niemand eingewiesen, weil es meine ersten paar Arbeitstage waren", so McDowell. "Die Konturen sind nicht ganz genau und die Grenze habe ich an der Innenseite platziert, obwohl sie entsprechend der Unternehmensrichtlinien eindeutig nach außen muss."

Auch was die Träger des Schuhs sehen sollten, spielte eine Rolle: "Die Ansicht von oben auf den Schuh war mir wichtig", so McDowell. "Die Palmen sahen in der Außen- und Innenansicht gut aus. Es sah aber von oben seltsam aus, sie mit geraden Linie zu verbinden. Ich fragte mich, wie ich die Sache etwas interessanter gestalten könnte."

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

Vor dem Hintergrund des enormen Einflusses, den der Air Max Plus auf die Modewelt nahm, vergisst man schnell, dass der Schuh eigentlich aufs Laufen ausgelegt war. Deshalb wollte McDowell so viele Performance-Vorteile wie möglich integrieren, wozu auch Flexkerben im Vorfußbereich sowie fortschrittliche Nike Technologien in der Außensohle zählten. "Inzwischen ist er ein absoluter Lifestyle-Schuh", so McDowell, "er wiegt jedoch unter 340 Gramm – für einen PU-Schuh äußerst leicht, besonders damals."

Sean, der selbst ein begeisterter Athlet ist, wusste, dass man alte Konzepte infrage stellen muss, um neue Funktionalität zu gewinnen. "Ich bin als Läufer aufgewachsen. Da lernt man, immer entgegen dem Verkehr zu laufen, damit die Autos einen sehen. Ich habe mich gefragt, warum bei allen Schuhen die reflektierenden Elemente an der Rückseite angebracht sind, obwohl man sie ganz vorn bräuchte", erklärt er. "Also habe ich über Vorfuß, Schaft und Zunge durchgehende reflektierende Streifen platziert."

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Auch die spezielle Außensohle profitierte von seiner Hingabe zum Detail. "Ich habe die einzelnen Halbkugeln im Gummi hervorgehoben, da man sie an der Innenseite nicht wirklich gesehen hat. Wenn sie einem also nicht bekannt war, wusste man nichts von der neuen Technologie", erklärt er. Mit farblichen Abgrenzungen lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Tuned Air im Inneren. Außerdem ergänzte er Palmenstreifen auf dem Schaft sowie das Tn-Logo. "Diese Linien zeigten auf die Air-Elemente, um darauf aufmerksam zu machen", ergänzt er.

Heute steht das Tn Air-Logo für den Air Max Plus. Das sechseckige Symbol überraschte McDowell jedoch, nachdem er schon eine Woche lang Entwürfe erstellt hatte und schon fast zufrieden war. "Mir war nicht bewusst, dass wir das Logo verwenden mussten. Sie sagten mir aber, dass es super wichtig sei und wir es gut sichtbar platzieren mussten."

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

Der Urlaub zwischen seinen Jobs trug zu McDowells Entscheidung bei, sich von klassischen Farbgebungen wegzubewegen. Er stellte sich vor, wie er mit den ersten drei Modellen des Air Max Plus eine Story von der Nacht bis zum Tag erzählen würde. "Wir hatten damals keine Farbexperten und die ersten drei Schuhe waren ein wirklich wichtiger Teil der Story", so McDowell. "Der erste Schuh war die Abenddämmerung, der zweite war fast völlig Schwarz mit etwas Rot [er verwendete das reflektierende Mesh des Jordan XIII] und sollte an die Sterne am Nachthimmel erinnern. Der dritte Schuh zeigte kräftiges Orange und Gelb, um den Sonnenaufgang am nächsten Morgen zu symbolisieren."

Der Air Max Plus brachte später einige Ersteinführungen, darunter der auffällige Sublimationsdruck.

McDowell erinnerte sich an den Optimismus, mit dem er seine sehr phantasievollen Skizzen zum Leben erweckte. "Als ich den Übergang zeichnete, waren sich alle sicher, dass ich das nicht hinbekommen würde, weil kein passendes Material verfügbar war. Also sagte ich, dass wir es einfach sublimieren", erinnert er sich. Jedoch hatten sie das vorher noch nie gemacht.

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

Der Designer erinnerte sich an den feuerartigen Farbverlauf des Nike Flame Laufspike (ein Verwandter des klassischen Omega Flame Schuhs aus den frühen 1980ern) in dem er als junger Mann lief und dachte sich, dass man die Technik in Erwägung ziehen könnte. "Man verwendete es für Bekleidung, also dachte ich, dass es recht einfach sein müsste", erklärt McDowell. Sie fingen mit dem hellsten Blau an und druckten ein dunkleres darüber. "Das erste Muster war perfekt", fährt er fort.

Obwohl der Schuh zur Produktion bereit war, fehlte ihm noch die entscheidende Absegnung durch den Händler. Bei einem der Meetings, an denen McDowell gemeinsam mit Mark Parker, dem künftigen NIKE, Inc. President und CEO, teilnahm, regte ein leitender Angestellter von Foot Locker ein unkonventionelles Marketingexperiment an: einfach genau dann den Schuh im Laden aufstellen, wenn die Schule aus ist.

"Nach fünf oder zehn Minuten kamen etwa zehn Kinder zum Schuh und fragten, was das sei und wie sie ihn sich holen könnten.", erinnert sich McDowell. "Die Mitarbeiter hatten den Schuh noch nicht gesehen, wussten nicht, was er kosten sollte oder wo er herkam und die Kids wollten ihn unbedingt haben. Sie waren einfach verrückt danach. Das hat mir natürlich gefallen."

Behind the Design: Nike Air Max Plus OG

Nach seiner darauffolgenden Einführung wurde der Schuh beinahe sofort international zu einem Lieblingsmodell. Obwohl McDowell das Potential der Silhouette von Anfang an klar war, erinnert er sich an einen Fan ganz besonders. "Jemand hatte sich das Tuned Air-Muster durchgehend auf den Fuß tätowieren lassen. Die Fußunterseite war die Außensohle", berichtet er, "Streifen an den Seiten, Schwarz bis an den Fußrücken und das Tn-Logo an der Rückseite – total verrückt."

In den zwei Jahrzehnten, in denen der Nike Air Max Plus inzwischen in den Regalen steht, hat die Fangemeinde laut McDowell Höhen und Tiefen durchlebt. In New York ist die Silhouette nach wie vor ein Kultklassiker, der von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit des Mainstreams gewinnt. Auch in Paris und London sowie Down Under in Melbourne und Sydney erscheint die Silhouette immer wieder in exklusiven regionalen Farbgebungen.

Außer für seinen offensichtlichen technischen Einfluss steht der Schuh für Tn-Fans vor allem für eines: einen Klassiker.

Diese Story erschien ursprünglich im Dezember 2017 auf NikeNews.

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