True To Your Crew:
TSUGARU SHAMISEN IN LONDON
"Ich war hin und weg und sehr berührt, als ich das Instrument zum ersten Mal hörte", erinnert sich Hibiki Ichikawa an sein erstes Erlebnis mit der Tsugaru Shamisen, einem traditionellen, dreisaitigen Instrument aus Japan, das so ähnlich klingt wie eine Mischung aus Gitarre und kleiner Trommel.
Hibiki Sensei, einziger professioneller Tsugaru Shamisen-Spieler in Europa, und die Schüler:innen Luke Burns, Lux Sriranjan, Juliette Chatenier und Alessandra Freeston sind Teil einer 40-köpfigen, bunt gemischten Crew aus London. Ihre Neugier und Liebe zur Tsugaru Shamisen hat sie unerwartet zusammengebracht.
Zusammen mit Akari Mochizuki und Takahiko Kiuchi, alias DJ Takaki, experimentiert die Crew mit den Möglichkeiten des Instruments und erweitert dessen klangliche Grenzen weit über die konventionellen Vorstellungen hinaus. "Die Tsugaru Shamisen steht für Evolution", sagt Enka-Sängerin Akari. "Wir ändern nicht die wesentliche Philosophie des Instruments, sondern passen sie an."
Es gibt drei Arten von Shamisen, von denen die Tsugaru Shamisen die bekannteste ist. Mit ihren hallenden Tönen und dem elektrischen Summen verbreitet es eine einzigartige "Rock-meets-Folk"-Energie. Die Crew macht den unverwechselbaren Sound in ganz London bekannt – bei Gruppenproben im Freien in Clapham Common oder beim Unterricht in Finchley Central.
"Selbst wenn du das Instrument noch nicht kennst, hast du es schon gehört", ergänzt Luke, ein talentierter und doch bescheiden gebliebener Spieler, der, seit er vor vier Jahren mit der Tsugaru Shamisen begann, ein Duo namens Denshonen gegründet hat. "Es ermöglicht dir, dich mit anderen zu connecten, weil wir alle in dieser Nische unterwegs sind", sagt er.
Crewmitglied Lux bestätigt: "Keiner meiner Kumpels machte so etwas. Es war etwas völlig Neues, das ich ausprobieren wollte, um neue Leute kennenzulernen." Lux spielt nun schon seit zwei Jahren: "Es kommen immer neue Leute dazu, denen ich mein Wissen gerne weitergebe, obwohl ich selber noch viel lernen muss."
Die Spielerinnen und Spieler bringen mit ihrer Persönlichkeit neue Aspekte ins Spielen der Tsugaru Shamisen. Deine Art zu spielen spiegelt nämlich laut DJ Takaki deinen "Spirit und Instinkt" wider.
"Es gibt nur drei Saiten, aber mit ihnen kannst du die verschiedensten Emotionen rüberbringen", sagt Hibiki und erklärt: "Die dicke Saite hat einen dramatischeren, lauteren Klang. Die dünnste Saite hingegen klingt leiser und trauriger."
Die ruhige Alessandra ist gerade 16 Jahre alt geworden. Sie entdeckte die Tsugaru Shamisen vor zwei Jahren für sich und nutzt sie, um sich selbst damit auszudrücken – mit einem harten Anschlag und vehementer Leidenschaft beim Spielen. Sie hörte Hibiki damals bei einem lokalen Musikfestival und beschloss daraufhin sofort, mit dem Unterricht zu beginnen.
Auch für DJ Takaki, der normalerweise nur deutsche Techno-Beats hört, erweitern die überraschende Resonanz und Vielseitigkeit der Tsugaru Shamisen die elektronische Musikszene um eine neue Perspektive.
Obwohl professionelle Shamisen-Spieler:innen außerhalb Japans immer noch relativ selten sind, erlebt die Tsugaru Shamisen derzeit "einen Renaissance-Moment", wie Juliette es nennt. Ihre Vorliebe für japanische Rockbands mit traditionellen Instrumenten brachte sie vor drei Jahren dazu, sich der Crew anzuschließen.
Die Crew ist begeistert von dem, was die Zukunft bringt. Wenn es nach ihnen ginge, könnte die Tsugaru Shamisen noch viel bekannter und präsenter werden, und das an den überraschendsten Orten. "Ich habe einen Freund, der Fiedel und Northumbrian Pipes spielt", erzählt Juliette. "Ich würde gerne irgendwann gut genug spielen können, um diese beiden unterschiedlichen Klänge mit der Shamisen zu kombinieren."
Die vielfältigsten Gruppen und Musiker:innen entdecken momentan ihre Liebe zur Tsugaru Shamisen. Daher ist und bleibt es spannend, Teil der wachsenden globalen Community zu sein.