Was ist Pickleball? Und wie wird es gespielt?
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Expert:innen erklären dir alles, was du über Pickleball wissen musst, und geben Tipps, wie du Pickleball spielst.
Pickleball ist zurzeit womöglich das angesagteste Spiel in den Vereinigten Staaten (und wird auch weltweit immer beliebter). Nach Angaben der Sports and Fitness Industry Association hat sich die Zahl der Pickleball-Spieler:innen in den USA im Jahr 2022 verdoppelt, was einem Anstieg von fast 159 Prozent innerhalb von drei Jahren entspricht.
Und kein Wunder: Das Spiel, das mit Schlägern und einem Plastikball gespielt wird, macht Spaß, geht schnell und ist leicht zu erlernen. Seit seiner Erfindung vor fast 60 Jahren hat sich Pickleball zu einer Sportart für alle entwickelt – von Hobbyspieler:innen bis hin zu Leistungssportler:innen und allen dazwischen. Dank der schnell wachsenden Beliebtheit des Spiels ist es sowohl für Anfänger:innen als auch für Fortgeschrittene einfacher denn je, Gelegenheiten zum Spielen zu finden.
Du hast Lust, Pickleball auszuprobieren? Hier findest du alles, was du über Pickleball wissen musst, einschließlich Tipps von Expert:innen, wie man das Spiel spielt.
Wie wird Pickleball gespielt?
Pickleball wird mit Schlägern gespielt, die größer als Tischtennisschläger, aber kleiner als Tennisschläger sind und entweder aus Holz, Kunststoff, Carbonfaser oder anderen Materialien bestehen. Für das Spiel wird ein mit Löchern versehener Plastikball verwendet, der ähnlich groß wie ein Baseball ist.
Das Spiel kann als Einzel (eins gegen eins) oder Doppel (zwei gegen zwei) gespielt werden – und zwar auf einem Spielfeld, das etwa halb so groß ist wie ein normaler Tennisplatz. In der Mitte des Spielfeldes befindet sich ein ca. 90 cm hohes Netz.
Bevor du mit dem Spiel beginnst, solltest du dir die Regeln unten ansehen. Du willst Profi werden? Dann wirf einen Blick in das USA Pickleball-Regelbuch.
1. Der Ball muss über das Netz gehen und innerhalb der Spielfeldlinien landen. Diese Regel gilt für fast alle Schlägersportarten und so auch für Pickleball. Der Ball muss über das Netz gehen und innerhalb der Linien landen, die das Spielfeld umgeben. Wenn eine Mannschaft den Ball ins Aus schlägt, gewinnt die gegnerische Mannschaft den Punkt.
2. Spieler:innen dürfen sich beim Schlagen des Balls nicht in der Nicht-Volley-Zone aufhalten. Auf jeder Seite des Netzes befindet sich ein ca. zwei Meter langer Bereich, der durch eine Linie parallel zum Netz gekennzeichnet ist. Hierbei handelt es sich um die Nicht-Volley-Zone, die sich die Erfinder des Spiels ausgedacht haben, um zu verhindern, dass größere Spieler:innen einen Vorteil haben. Spieler:innen dürfen ihre Füße nicht innerhalb dieses Bereichs haben, wenn sie den Ball schlagen.
3. Aufschläge müssen von der Grundlinie aus mit der Unterhand geschlagen werden und außerhalb der Nicht-Volley-Zone landen. Beim Aufschlag zu Beginn einer Runde stehen die Spieler:innen an der Grundlinie, der Endlinie des Spielfeldes, die parallel zum Netz verläuft. Der Ball muss von dieser Linie aus mit der Unterhand geschlagen werden und hinter der Nicht-Volley-Linie auf der gegenüberliegenden Seite des Netzes landen.
4. Beim Aufschlag darf der Ball erst nach einmaligem Aufkommen auf dem Boden zurückgespielt werden – das gilt für beide Mannschaften. Wenn eine Mannschaft den Ball aufschlägt, muss die gegnerische Mannschaft den Ball also erst einmal aufkommen lassen, bevor sie ihn über das Netz zurückschlägt. Wenn der Ball dann zur aufschlagenden Mannschaft zurückgespielt wird, muss auch die aufschlagende Mannschaft den Ball einmal aufkommen lassen, bevor sie ihn wieder auf die andere Seite spielt.
Danach können die Mannschaften den Ball auf die andere Seite zurückschlagen, ohne ihn vorher aufkommen zu lassen. Diese Art von Schlag, bei dem der Ball aus der Luft und nicht nach einmaligem Aufkommen geschlagen wird, nennt man "Volley".
5. Wenn der Ball zweimal auf der gleichen Seite aufkommt, ist die Runde beendet. Wie auch beim Tennis gilt: Schlägt eine Mannschaft den Ball über das Netz und der Ball kommt zweimal im gegnerischen Feld auf, bevor die zurückschlagende Mannschaft den Ball zurückspielen kann, so gewinnt die Mannschaft, die den Ball geschlagen hat, den Punkt.
6. Nur die aufschlagende Mannschaft kann Punkte holen. Wenn die aufschlagende Mannschaft eine Runde gewinnt, erhält sie einen Punkt. Wenn die Mannschaft, die nicht aufgeschlagen hat, die Runde gewinnt, ändert sich die Punktzahl nicht. Die Mannschaft, die die Runde gewonnen hat, schlägt dann als Nächstes auf.
7. Die Spiele werden bis zu einer Punktzahl von 11 gespielt und müssen mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen werden.
Warum ist Pickleball so beliebt?
Für Rick Witsken, einen ehemaligen Profi-Tennisspieler, der heute als Pickleball-Trainer arbeitet und zu den Mitbegründer:innen der National Pickleball League gehört – einer neuen Profiliga für Spieler:innen über 50 –, macht die überschaubare Lernkurve einen großen Teil des Reizes aus. Das Spiel kann nach nur wenigen Minuten gespielt werden.
"Es ist so viel einfacher, gut in [Pickleball] zu werden als in Tennis", sagt Witsken. Er erklärt, dass es beim Tennis einige Stunden dauern kann, bis die Spieler:innen den Ball in einem Ballwechsel dreimal hin und her schlagen können.
Und fügt hinzu: "Beim Pickleball lernt man das schon in den ersten fünf Minuten. Und je länger der Ballwechsel geht, desto größer wird die Spannung und desto mehr Spaß macht das Ganze. Beim Pickleball macht man viel schneller Fortschritte als beim Tennis. Daher ist das Spiel auch so beliebt."
Ernie Medina, USA Pickleball Ambassador und zertifizierter Trainer des Professional Pickleball Registry, stimmt dem zu: Er glaubt, dass die Popularität des Spiels damit zusammenhängt, dass es ein bisschen mehr wie "großes Tischtennis" als "kleines Tennis" ist.
Auch die Größe des Spielfelds kann eine Rolle für die Beliebtheit einer Sportart spielen, insbesondere unter sozialen Gesichtspunkten, so Witsken. Da die Spieler:innen näher beieinander stehen und nicht so viel laufen müssen, können sie sich leicht unterhalten und gemeinsam lachen.
Das kleine Spielfeld bedeutet aber nicht, dass Pickleball kein ernsthaftes Training ist: Eine Studie aus dem Jahr 2021, die im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurde, zeigte, dass Erwachsene, die mit Pickleball begannen und zuvor keinen Sport gemacht hatten, ihre Beinkraft in nur sechs Wochen um 11 Prozent steigern konnten.
Zum Vergleich: Hochintensives Fußballtraining verbessert die Beinkraft bei älteren Männern innerhalb von vier Monaten meist um 15 bis 16 Prozent. Die Teilnehmer:innen der Studie sahen nicht nur Vorteile für ihre körperliche Gesundheit, sondern gaben auch an, dass ihnen das Spiel Spaß mache und sie es gerne spielten. Sie trieben in den sechs Wochen durchschnittlich 4,5 Stunden Sport und berichteten, dass sich ihr Wohlbefinden in dieser Zeit verbesserte.
Wie wurde das Spiel erfunden und warum heißt es Pickleball?
Laut USA Pickleball wurde das Spiel 1965 auf Bainbridge Island, vor der Küste von Seattle, Washington, in den Vereinigten Staaten erfunden. Joel Pritchard, ein ehemaliger US-Kongressabgeordneter aus Washington, war mit seinem Freund Bill Bell im Urlaub, als die beiden die Idee hatten, sich ein Spiel mit Tischtennisschlägern und einem Wiffleball auf einem alten Badmintonplatz auszudenken.
Innerhalb weniger Tage optimierten die Männer das Spiel, indem sie beispielsweise das Netz tiefer hängten und es für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zugänglich machten. Die erste Änderung: Der Ball muss nach dem Aufschlag und nach dem ersten Rückschlag einmal aufkommen. Und die zweite: Es wurde eine Nicht-Volley-Zone definiert, die laut Bell jeden Vorteil größerer Spieler:innen zunichtemacht.
Pritchards Frau Joan sagte, sie habe sich den Namen "Pickleball" ausgedacht, weil das Spiel so ungewöhnlich aussehe.
"Ich habe gesagt, dass mich das Spiel an das Pickle Boat beim Rudern erinnert, wo die Ruderer:innen aus den Übriggebliebenen anderer Boote ausgewählt werden", erklärte sie zuvor.
Wie unterscheidet sich Pickleball von Tennis?
Obwohl Pickleball oft auf einem Teil eines Tennisplatzes gespielt wird – und für beide Sportarten Bälle und Schläger benötigt werden – sind Pickleball und Tennis ziemlich unterschiedlich. Zu den Hauptunterschieden gehören:
- Spielfeldgröße: Ein Pickleball-Spielfeld ist kleiner als ein Tennisplatz. Laut den USA Pickleball-Spielregeln wird Pickleball auf einem Spielfeld gespielt, das 6 Meter breit und 13 Meter lang ist. Der hintere Teil jeder Seite des Spielfelds ist durch weiße, senkrechte Linien in zwei Aufschlagzonen von je drei Metern Breite unterteilt. Auf beiden Seiten des Netzes befindet sich eine zwei Meter lange Zone, die Nicht-Volley-Zone.
Tennisplätze sind mit 24 Metern wesentlich länger und mit 8 Metern für Einzel und 11 Metern für Doppel auch breiter. Abgesehen davon haben Tennisplätze auch andere Linien: Anstelle einer senkrechten Linie in der hinteren Hälfte jeder Spielfeldseite gibt es eine senkrechte Linie in dem Bereich, der sich näher am Netz befindet. Tennisplätze haben keine Nicht-Volley-Zone.
Da das Spielfeld beim Pickleball kleiner ist, muss weniger gelaufen werden – ein weiterer Grund, warum das Spiel so beliebt ist.
Tipp: Wenn es in deiner Gegend keinen Pickleball-Platz gibt, kannst du überall dort einen anlegen, wo du eine ausreichend große asphaltierte Fläche findest. Bei USA Pickleball findest du Abmessungen und Anleitungen für das Anlegen eines eigenen Spielfeldes. Die Endlinien und die Nicht-Volley-Zone können ganz einfach mit Kreide aufgezeichnet werden. Tragbare Netze sind im Internet erhältlich. Du kannst aber auch einfach ein Seil zwischen zwei Stühlen spannen und schon hast du ein provisorisches Netz.
- Equipment: Pickleball wird mit Schlägern gespielt, die eine feste Schlagfläche haben – und nicht mit Saitenschlägern (wie beim Tennis und Badminton). Der Ball ist nicht wie beim Tennis aus luftgefülltem Gummi mit Filzüberzug, sondern aus Kunststoff. Abgesehen davon hat er viele Löcher.
(Verwandter Artikel: 8 Essentials, die jedes Tennis-Outfit abrunden)
- Spielregeln: Beim Pickleball gelten teilweise andere Regeln als beim Tennis. So müssen die Aufschläge beim Pickleball von unten erfolgen. Der Ball und der Schläger müssen dabei unterhalb der Hüfte aufeinandertreffen. Der Aufschlag muss jenseits der parallel zum Netz verlaufenden Mittellinie auf der anderen Seite des Spielfeldes aufkommen – anders als beim Tennis, wo der Aufschlag innerhalb der parallelen Linie auf der anderen Seite des Netzes aufkommen muss. Außerdem muss der Ball auch beim ersten Rückschlag auf der anderen Seite des Spielfelds aufprallen, was beim Tennis nicht der Fall ist.
- Nicht-Volley-Zone: Beim Pickleball befindet sich dieser Bereich in einem Abstand von zwei Metern auf jeder Seite des Netzes und ist durch parallel zum Netz verlaufende Linien gekennzeichnet. Pickleball-Spieler:innen dürfen den Ball nicht in die Luft schlagen, solange sich ihre Füße innerhalb dieses Bereichs befinden. Diese Regel gibt es beim Tennis nicht.
- Punkte: Beim Tennis wird der erste Punkt mit 15:0 gewertet, die folgenden Punkte mit 30 und 40. Ein Tennisspiel kann in nur vier Punkten gewonnen werden – 15, 30, 40 und der nächste Punkt gewinnt. Sowohl die aufschlagende Mannschaft als auch die zurückschlagende Mannschaft kann Punkte erzielen.
Beim Pickleball kann nur die aufschlagende Mannschaft Punkte holen. Wenn die zurückschlagende Mannschaft eine Runde gewinnt, darf sie als Nächstes aufschlagen. Erst jetzt hat sie die Möglichkeit, Punkte zu erzielen. Die Punkte werden einzeln gezählt und die Spiele werden bis zu einer Punktzahl von 11 gespielt. Außerdem muss ein Spiel mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen werden. Der Punktestand besteht aus drei Zahlen: der Punktzahl der aufschlagenden Mannschaft, der Punktzahl der empfangenden Mannschaft und der Nummer der/des aufschlagenden Spielerin/Spielers (1 oder 2).
(Verwandter Artikel: Punktezählen beim Tennis für Anfänger:innen: Eine grundlegende Anleitung zum Gewinnen eines Spiels)
Welches Equipment brauche ich für Pickleball?
Zunächst einmal brauchst du Pickleball-Bälle und -Schläger. Die Schläger gibt es in verschiedenen Materialien – von einfachem Holz bis hin zu Carbonfaser (was oft die teuerste Variante ist).
Wenn du einen Schläger für Anfänger:innen suchst, solltest du laut Witsken die teurere Carbonfaser-Variante meiden und dich stattdessen für einen Schläger mit "Wabenkern" entscheiden. Letzterer ist leichter und eignet sich gut für Anfänger:innen. Im Vergleich zu einem Holzschläger springt der Ball hier nicht so schnell ab, was es einfacher macht, ihn zu kontrollieren.
Was Pickleball-Spieler:innen noch brauchen, sind Sportschuhe, die Halt bieten und multidirektionale Traktion ermöglichen. Tennisschuhe zum Beispiel sind gut für das Pickelball-Spielfeld geeignet. Bei der Kleidung sollten sich die Spieler:innen für leichte, atmungsaktive und schweißableitende Styles entscheiden, die für kühlen Tragekomfort auf dem Platz sorgen.
(Verwandter Artikel: Was du beim Pickleball tragen solltest)
Tipps für Anfänger:innen
Pickleball ist relativ leicht zu erlernen, doch um es richtig zu spielen, braucht es etwas Übung. Hier geben Medina und Witsken je einen Tipp, um Anfänger:innen zum Erfolg zu verhelfen.
- Lange Schwünge vermeiden.
Pickleball-Anfänger:innen, vor allem solche mit Tenniserfahrung, neigen dazu, große, tennisähnliche Rückschwünge zu machen, so Witsken. Da das Pickleball-Feld jedoch klein ist und der Ball gut von den Schlägern abspringt, sind lange Schwünge meist kontraproduktiv. Sie können nämlich leicht dazu führen, dass der Ball außerhalb des Spielfelds landet.
Spieler:innen sollten die Spielfeldgröße und ihr Equipment zu ihrem Vorteil nutzen, rät er. Am besten ist es, kurze Schwünge zu machen, um den Ball so besser zu kontrollieren. Je besser man das Spiel beherrscht, desto leichter fällt es, den Ball schneller zu schlagen. Aber selbst dann sind große Rückschwünge überflüssig.
- Sich auf den Ball zu bewegen.
Anfänger:innen bleiben oft an Ort und Stelle stehen und versuchen, Bälle zu erreichen, die weit von ihnen entfernt sind, so Medina. Das kann jedoch die Kontrolle über den Ball erschweren.
Anstatt stehen zu bleiben und zu versuchen, den Ball irgendwie zu erreichen, sollten sich Spieler:innen laut Medina auf den Ball zu bewegen. Am besten ist es, die Körpervorderseite dem Ball und schließlich auch dem Ziel zuzuwenden. Bevor eine Runde beginnt, sollten die Spieler:innen auf Position gehen, indem sie die Knie leicht beugen und den Schläger vor sich halten.
"Wenn man sich in dieser Position seine Füße ansieht, stellt man fest, dass sie sich in einer Art V-Form befinden", sagt er.
Am besten machen Spieler:innen seitliche Schritte und kleine Bewegungen, um mit ihren Füßen diese V-Form einzunehmen, bevor sie den Ball schlagen. So können sie kontrolliertere Schläge machen und ihre Chancen auf ein erfolgreiches Spiel erhöhen.
Text von Greg Presto