Die häufigsten Verletzungen beim Fußball – von Expert:innen erklärt
Sport und Bewegung
Physiotherapeut:innen erklären sechs typische Verletzungen, zu denen es beim Fußball kommen kann.
Nicht nur Anfänger:innen, sondern auch Profis können sich beim Fußballspielen verletzen. Doch was sind die häufigsten Fußballverletzungen und was haben sie zu bedeuten? Hier erklären dir Physiotherapeut:innen alles, was du wissen musst.
Warum kommt es zu Fußballverletzungen?
Es gibt eine ganze Reihe möglicher Verletzungen beim Fußball, viele davon liegen jedoch in der Natur des Sports begründet, so die Physiotherapeutin Ellen Isaac.
"Da Fußball ein Kontaktsport ist, ist ein großer Prozentsatz der Verletzungen auf Zusammenstöße zurückzuführen", sagt sie. "Hohes Tempo mit schnellen Richtungswechseln kann Verletzungen wie Kreuzbandrisse zur Folge haben, während unzureichendes Aufwärmen zu Zerrungen der Muskulatur auf der Oberschenkelrückseite führen kann."
Fußball ist außerdem ein schneller Sport, was in Verbindung mit der hohen Wahrscheinlichkeit von Zusammenstößen das Verletzungsrisiko erhöht, so die Physiotherapeutin Carol Mack.
Es sind jedoch nicht nur Zusammenstöße, die zu Verletzungen führen können.
"Verletzungen beim Sport können auch durch falsches Aufwärmen, schlechte Mechanik, fehlerhafte Ausführung oder untrainierte Muskeln entstehen", erklärt Physiotherapeut André Williams. Es ist nur so, dass "man beim Fußball ein zusätzliches Risiko von Kontaktverletzungen hat", fügt er hinzu.
Was sind die häufigsten Fußballverletzungen?
Es gibt viele verschiedene Verletzungen, die man sich auf dem Spielfeld zuziehen kann, doch laut Physiotherapeut:innen sind dies die häufigsten:
1.Sprunggelenksdistorsion
Als Sprunggelenksdistorsion bezeichnet man die Überdehnung oder das Reißen der Bänder des Sprunggelenks – also der faserartigen Bindegewebsstränge, die zwei Knochen in einem Gelenk miteinander verbinden. "Das kann bei der Landung nach einem Sprung zum Kopfball oder bei einer Grätsche passieren", so Mack. Selbst ein Stolpern auf dem Spielfeld kann zu einer Sprunggelenksdistorsion führen, sagt Williams.
Die Behandlung umfasst laut Mack in der Regel die Ruhigstellung des Sprunggelenks mit einer Schiene. Sobald die ursprüngliche Verletzung verheilt ist, wird die Muskulatur gestärkt und das Gelenk im Rahmen von Rehamaßnahmen wieder mobilisiert. In schwereren Fällen kann es sein, dass Krücken notwendig werden, erklärt sie. "Je nach Schweregrad der Distorsion kann es aber auch sein, dass die betroffene Athletin bzw. der betroffene Athlet nicht komplett pausieren muss. Manchmal reicht es schon aus, wenn das Gelenk für ein paar Tage etwas weniger belastet wird", so Isaac.
2.Wadenzerrung
Eine Wadenzerrung ist eine Überdehnung oder ein Riss eines Muskels oder einer Sehne in der Wade. Zerrungen können plötzlich auftreten oder sich im Laufe der Zeit entwickeln. Sie verursachen in der Regel Symptome wie Schmerzen, Muskelkrämpfe, Schwellungen und Schwierigkeiten bei Bewegung. Wadenzerrungen entstehen laut Isaac meist durch "unzureichendes Aufwärmen". Mit zunehmendem Alter und einer Vorgeschichte von Wadenzerrungen kann sich das Risiko jedoch auch erhöhen.
Wie schnell man sich von einer Wadenzerrung erholt, hängt weitgehend davon ab, wie schwer sie war, erklärt Isaac und fügt hinzu: "Es können vier bis fünf Tage sein, aber auch bis zu 45 Tage." Die Behandlung umfasst laut Mack in der Regel die Vermeidung von Sprints oder anderen explosiven Bewegungen sowie Rehamaßnahmen zur Stärkung des verletzten Muskels.3.Fußfraktur
Eine Fußfraktur ist ein Teil- oder Komplettbruch eines Fußknochens, so das Cedars-Sinai Medical Center. "Eine Fußfraktur kann durch Überbeanspruchung entstehen, wie es zum Beispiel bei einer Stressfraktur der Fall ist. Sie kann aber auch durch ein Trauma verursacht werden – wenn jemand auf deinen Fuß tritt oder du nach einem Sprung in einer nicht gerade optimalen Position landest", so Williams. Die Behandlung sieht "eine verminderte Gewichtsbelastung für eine gewisse Zeit" und möglicherweise sogar eine Operation vor, sagt er. Danach sind laut Williams Rehamaßnahmen erforderlich, um die Flexibilität, Mobilität und Kraft des Fußes wiederherzustellen.
4.Schleimbeutelentzündung der Kniescheibe
Eine Schleimbeutelentzündung der Kniescheibe ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Wie der Name schon sagt, betrifft sie die Schleimbeutel – also die kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Säcke, die die Knochen um die Kniescheibe herum abpolstern, so die Mayo Clinic. "Häufig werden Schleimbeutelentzündungen durch abruptes Anhalten und Weiterlaufen verursacht, wie es beim Fußball typischerweise der Fall ist", erklärt Mack. Die Behandlung erfordert laut Isaac in der Regel Ruhigstellung, Kühlung, Kompression und Hochlagerung. Zusätzlich sind meist physiotherapeutische Maßnahmen wie Weichteilmassagen und Stärkung der umliegenden Muskulatur notwendig. "Kompressionsstrümpfe können bei Schwellungen helfen", sagt sie. In manchen Fällen muss ein Arzt jedoch die überschüssige Flüssigkeit absaugen.
5.Kniegelenksdistorsion
Es gibt eine Handvoll Bänder im Knie, die man sich zerren kann bzw. die reißen können, doch der Verletzungsmechanismus ist laut Isaac bei jedem Band ein wenig anders. "Das Kreuzband wird am häufigsten durch eine plötzliche Drehbewegung mit dem aufgesetzten Fuß verletzt, während das Innenband, das hintere Kreuzband und das Außenband am häufigsten durch einen direkten Schlag auf die Außenseite, die Rückseite bzw. die Innenseite des Knies verletzt werden." Die Behandlung hängt stark von der Schwere der Verletzung ab, fügt sie hinzu.
Bei leichteren Verletzungen können Ruhigstellung, Kühlung, Kompression und Hochlagerung helfen, sagt sie. In schlimmeren Fällen kann es jedoch sein, dass eine Operation notwendig wird. Letztlich führt aber kein Weg an physiotherapeutischen Maßnahmen zur Wiederherstellung von Kraft und Beweglichkeit vorbei.
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6.Schlüsselbeinfraktur
Die Clavicula, auch bekannt als Schlüsselbein, ist der Knochen, der das Brustbein mit der Schulter verbindet, so die American Academy of Orthopaedic Surgeons. Bei einer Schlüsselbeinfraktur handelt es sich um "eine traumatische Verletzung, die entweder durch einen Sturz oder einen gezielten Schlag auf die Schlüsselbeingegend verursacht wird", erklärt Williams. Die Behandlung konzentriert sich laut Mack auf die Ruhigstellung des Bereichs mit einer Schiene. Manchmal kann jedoch auch eine Operation erforderlich sein. Das Ziel der Behandlung, so Williams, ist die Wiederherstellung der Beweglichkeit und die Stärkung des Arms.
So senkst du dein Verletzungsrisiko beim Fußball
Die beste Möglichkeit, dein Verletzungsrisiko zu senken, besteht darin, regelmäßig ein angemessenes Kraft- und Konditionstraining zu absolvieren, so Williams. "Mach Mobilitäts- und Dehnübungen und achte auf deine Ernährung. Es sind die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen", erklärt er.
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Krafttraining ist beim Fußball "sehr wichtig" und "kann unter Umständen das Verletzungsrisiko reduzieren", so Mack. Sie fügt hinzu, dass es sowohl auf Kraftaufbau im Ober- und Unterkörper als auch auf Core- und Gleichgewichtstraining ankommt.
Außerdem schlägt Williams Folgendes vor: "Trainiere so, wie du am Spieltag auch spielst, arbeite an deiner Technik und übe neue Moves sowie den Umgang mit bestimmten Situationen, damit du im entscheidenden Moment Dinge nicht zum ersten Mal ausprobieren musst."
Text von Korin Miller