Für diese zwei Unternehmerinnen aus Brooklyn beginnen Erfolge im Sport und im Leben mit Teamwork
Culture
Producerin Elle Clay und Coffeeshop-Besitzerin Zenat Begum engagieren sich ihrem Stadtviertel für ihre Community. Die Menschen um sie herum spornen sie immer wieder an.
In der Reihe "Mein Spiel, dein Spiel" unterhalten sich zwei Expertinnen aus der Welt des Sports und aus der Kreativbranche über ihren Weg zum Erfolg.
Elle Clay wusste vom ersten Moment an, dass der Playground Coffee Shop im Brooklyner Stadtteil Bedford-Stuyvesant und ihre Besitzerin Zenat Begum etwas Besonderes sind.
"Ich bin etwas wählerisch, was Kaffee angeht, und habe verschiedene Coffeeshops im Viertel ausprobiert", erinnert sich Elle. Aber bei diesem Besuch ging es nicht nur um die richtige Röstung – Elle hatte Zenat auf Instagram gesehen und war von ihrer Arbeit inspiriert. "Also ging ich rein und fragte nach ihr. Ich sah mich im Shop um und dachte: "Das Feeling hier ist ganz anders."
Tatsächlich unterscheidet sich Zenats Playground Coffee Shop von anderen Coffeeshops. Seit der Eröffnung 2016 hat sich der Shop zu einem Mittelpunkt der Community entwickelt. Hier gibt es nicht nur fantastischen Kaffee, wie Elles Empfehlung bestätigt, sondern der Coffeeshop ist auch ein Veranstaltungsort für Lesungen, Workshops, Radiosendungen und zum Büchertauschen (die Nachbarn können gerne ein Buch dalassen oder mitnehmen). Im vergangenen Jahr hat sich Playground auch an einer Community Fridge-Initiative beteiligt, die in New York City gestartet wurde. In der gesamten Stadt wurden Gemeinschaftskühlschränke aufgestellt, die von Nachbarn mit Lebensmittelspenden gefüllt werden und andere sich davon nehmen können, was sie brauchen.
Zenat lernte die Leitung eines kleinen Unternehmens von ihrem Vater, der 20 Jahre lang einen Eisenwarenladen am selben Ort besaß. Auch Elle weiß, wie es ist, ein Projekt von Grund auf zu leiten. Sie ist Gründerin von Wild Child NYC, einer Produktionsfirma, die sich auf experimentelles Storytelling und Erzählungen marginalisierter Gruppen spezialisiert hat. Elle moderiert ihre eigenen Podcasts und hat an einer Reihe anderer Film- und Audioprojekte gearbeitet.
Elle und Zenat lieben ihr Stadtviertel Brooklyn, fördern und engagieren sich für die dortige Gemeinschaft und sind Unternehmerinnen aus Leidenschaft. Deshalb machten sie sich gemeinsam für Events im vielseitig ausgelegten Playground Coffee Shop stark. Hier sprechen sie darüber, wie sie jeweils erfolgreiche Teams um sich herum aufbauen, um ihre Community zu unterstützen, und welche Rolle Basketball (eine weitere gemeinsame Leidenschaft) bei ihrer Arbeit gespielt hat.
Elle: Zenat, seit ich dich kenne, geht es dir um dein Viertel. Du hast dich immer um die Gemeinschaft, die Community, gekümmert. Als es mit der Corona-Pandemie losging, hat sich Playground Coffee Shop wirklich von der Masse abgehoben und wurde zu einem Ort für die gesamte Community. Ihr habt Demonstrierende versorgt und auch Lebensmittel für eure Gemeinschaftskühlschränke gespendet. Du hast dich ja schon immer für die Community engagiert, aber wie bist du von der Arbeit in deinem Coffeeshop zur, ich sag mal, öffentlichen Arbeit draußen auf der Straße gekommen?
Zenat: Ein alter Freund aus der Highschool brachte mich auf die Idee mit dem Gemeinschaftskühlschrank. Die Bauernmärkte hatten in den letzten Monaten ein Überangebot an Gemüse und anderen Erzeugnissen. Die haben sie einfach an ihren Ständen an alle verteilt. Ich habe daraufhin Freundinnen, Freunde und Bekannte angeschrieben und ehe ich mich versah, waren wir mit unserem Kühlschrankprojekt startklar. Dann begann ich, mich mit Stammgästen des Playground und Einheimischen zu treffen, die sich jeden Tag etwas aus dem Kühlschrank nahmen. Jede Berufsgruppe war vertreten, von allgemeinen Dienstleister:innen über Menschen in systemrelevanten Jobs, Bauarbeiter, Mitarbeiter:innen und Leiter:innen von Kindertagesstätten, die es sich finanziell nicht leisten konnten, nicht arbeiten zu gehen. Jetzt im Moment blicke ich auf den Kühlschrank. Fast 10 Leute sind in der letzten Stunde vorbeigekommen, um Lebensmittel abzugeben und auch welche mitzunehmen. Das Projekt läuft wirklich erstaunlich gut. Anfangs gab es Probleme, wie so oft bei Projekten … Aber die muss man überwinden, denn was wirklich zählt, ist, dass wir Menschen in einer Zeit mit Essen versorgen, in der es dringend nötig ist.
Elle: Wie löst du Probleme und managst dein Team, wenn es mal Schwierigkeiten gibt?
Zenat: Es gab ein Riesenproblem, als mir klar wurde: "Hey, ich habe mich die ganze Zeit voll und ganz den Gemeinschaftskühlschränken gewidmet, aber ich leite auch noch einen Coffeeshop mit allem, was dazugehört." Wenn ich möchte, dass die Mitarbeiter:innen von Playground mich verstehen und in der Lage sind, effektiv mit mir zu kommunizieren, müssen sie sich [auch] einbringen. Also waren alle voll dabei und verstanden, dass Anlaufschwierigkeiten und Probleme einfach dazugehören. Diese Probleme haben mich daran erinnert, bescheiden und dankbar zu bleiben.
Die Menschen, mit denen man sich umgibt, sind oft diejenigen, die einen inspirieren, oder? Wie entscheidest du, welche Art von Menschen oder Freund:innen du mit an Bord nimmst, um dir beim Umsetzen deiner Vision zu helfen?
Elle: Ich denke, vieles davon basiert auf dem Bauchgefühl und auf der Energie zwischen den Menschen. Du und ich verstehen uns so gut, weil unsere Sternzeichen zum Element Erde gehören. Ich bin Steinbock, und du bist Jungfrau.
Zenat: Lass uns die Sterne da mal lieber raushalten, Elle.
Elle: Wir verstehen, wie man im Team arbeitet … Aber ich denke, es geht auch tatsächlich um Menschen, die mich inspirieren. Darum, das Potenzial dessen zu sehen, was wir gemeinsam schaffen können, aber auch um ihre Energie und das, was sie mitbringen … ob sie mitmachen wollen und können und ob sie von der Sache begeistert sind.
Zenat: Als Leiter:in eines Teams und auch als Teamplayer solltest du die Stärken und Schwächen der Leute kennen und wissen, wie man Menschen motiviert und fördert. Gleichzeitig sollte man auch in der Lage sein, Dinge zu erledigen, an denen sie vielleicht nicht so interessiert sind oder von denen sie keine Ahnung haben.
"Diese Probleme haben mich daran erinnert, bescheiden und dankbar zu bleiben."
Zenat
Elle, wie sorgst du dafür, dass ein Team funktioniert, wenn du mit anderen zusammenarbeitest?
Elle: Ich denke, dass ich mit jedem Projekt dazulerne. Genau darum geht es hier – eine Sache mit voller Leidenschaft zu machen. Als Basketballspielerin und -coach, Produzentin und Produktionsassistentin weiß ich, dass man in der Lage sein muss, verständlich mit den Leuten zu kommunizieren und sicherzustellen, dass alle immer an einem Strang ziehen. Teamwork ist das A und O. Wenn es mein Ziel ist, zu gewinnen, und ich sehe, dass meine Mitspielerinnen nicht alles dafür geben, was sie könnten, muss man überlegen, wie man die Verantwortung entsprechend anpassen und umstrukturieren kann.
Zenat: Was sind deine Stärken und deine Schwächen bei der Teamleitung? Wie hast du gelernt, die Schwächen zu überwinden?
Elle: Ich denke, eine meiner Stärken als Produzentin ist es, meiner Vision zu vertrauen. Ich kann mein Team nicht dazu bringen, meine Vision umzusetzen, wenn selbst ich ihr nicht vertraue. Meine Schwäche ist es, klare Grenzen zwischen privater Freundschaft und professioneller Zusammenarbeit zu ziehen ... und Dinge nicht persönlich zu nehmen. Ich bin sensibel und bei Kritik fühle ich mich schon mal abgelehnt oder gemein angegriffen. Ich musste mich erst daran gewöhnen, einer Beziehung zu vertrauen und zu wissen, dass die Person mir dieses Feedback nur gibt, damit ich mich verbessern kann. Damit konnte ich anfangs noch nicht so gut umgehen.
Zenat: Ich denke, es zeigt ziemlich gut den Charakter eines Menschen, wenn man in der Lage ist, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ganz anders sind als man selbst, und am Ende trotzdem ein fantastisches Ergebnis auf die Beine gestellt hat. Es geht um die Storyteller, die man im Laufe der Zeit trifft, und darum, dass man in der Lage ist, sich bestmöglich auf sie einzustellen, um ihre Geschichte einzufangen.
Elle: Die Chemie in deinem Team ist einzigartig. Alle haben eine bestimmte Aufgabe und Rolle, aber niemand zögert, auch mal eine besondere Einzelleistung zu bringen, wenn nötig. Das zeichnet echte Champions aus!
Zenat: Absolut. Ich denke, das ist wichtig, weil es auch bedeutet, zu verstehen, dass sich Erfolge auf viele verschiedene Arten zeigen. Sie passieren vielleicht nicht während eines Events, bei dem alles großartig läuft, sondern vielleicht an einem Tag, an dem uns jemand die Bewertung hinterlässt "Playground hat den besten Kaffee." Das ist so ein organisches Gefühl, weißt du?
Elle: Ja, es ist wirklich organisch. Es geht darum, sich auf die Vision einzulassen und zu verstehen, worum es bei dieser Vision geht, und sich darauf zu einigen, dass alle die Vision richtig umsetzen werden.
Zenat: Noch bevor deine Vision Gestalt annimmt, musst du sie kultivieren. Du musst Dinge in Gang setzen, um deine Vision zu realisieren. Ich vergleiche das gerne mit der Landwirtschaft. Wir sind Menschen, die viel Zuwendung und Pflege brauchen. Wenn wir gegenüber den Menschen um uns herum zurückhaltend sind, werden wir nicht effektiv arbeiten. Und das wird für niemanden eine positive Erfahrung sein.
Elle: Man muss sich selbst gut behandeln, wenn man anderen Menschen wirklich etwas Gutes tun und sie fördern will.
Zenat: Wie findest du die Zeit, dich innerlich zu zentrieren, bevor du zur Arbeit gehst?
Elle: Daran arbeite ich noch. Ich denke, im Moment haben einige Leute viel Zeit gehabt, sich selbst auf einer anderen Ebene kennenzulernen, mit der Verarbeitung einer überwältigenden Emotion als Reaktion auf die aktuellen Geschehnisse umzugehen. Vor all dem war es mir nicht wichtig, darüber nachzudenken, wie ich mich selbst stärken kann. Wie kann ich mich quasi wieder auf null setzen und eine Art von Gleichgewicht aufrechterhalten oder erreichen? In den letzten Monaten ist mein Tempo langsamer, aber stetiger geworden … und ich versuche einfach herauszufinden, wie ich Dinge in meinen Alltag integrieren kann, die mir gut tun: Selbstfürsorge und Spazierengehen, Sport, Meditation.
Zenat: Du spielst doch bestimmt Basketball?
Elle: Das tue ich. Aber erst mal nur für mich.
Zenat: Ich habe dich noch nie auf den Courts gesehen.
Elle: Ich mache da auch keine öffentliche große Sache draus, weil ich ein bisschen eingerostet bin, aber ich spiele wieder.
Text: Darian Harvin
Video: Travis Wood
Bericht vom November 2020