Was ist das Raynaud-Syndrom – und welche Folge hat es für das Laufen bei Kälte?
Gesundheit und Wellness
Typisch für dieses Syndrom sind Verfärbungen und Taubheitsgefühle in den Fingern, die durch Stress oder Kälte ausgelöst werden.
Deine Finger oder Zehen werden taub, kribbeln oder verfärben sich weiß oder blau-lila, wenn du bei kaltem Wetter läufst, anderweitig mit Kälte in Kontakt kommst oder Stress ausgesetzt bist? Vielleicht tröstet es dich, zu wissen, dass du damit nicht allein bist.
Beim Raynaud-Syndrom, auch Raynaud-Phänomen oder Raynaud-Krankheit genannt, verengen sich die Arterien der Finger und Zehen als Reaktion auf niedrige Temperaturen oder Stress. Nach Angaben der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, ist es weit verbreitet und in den meisten Fällen harmlos. Wenn sich die Arterien verkrampfen und verengen, verringert sich die Blutzufuhr, was eine Reihe von lästigen und unangenehmen Beschwerden (wie schmerzende, kalte Finger) hervorrufen kann.
Was ist das Raynaud-Syndrom?
Zunächst ist es wichtig, zwischen dem primären und dem sekundären Raynaud-Syndrom zu unterscheiden. Das primäre Raynaud-Syndrom ist die gängigere Form und die Symptome sind in der Regel milder, da keine andere Krankheit wie eine Bindegewebserkrankung zugrunde liegt. Das sekundäre Raynaud-Syndrom ist weniger verbreitet und die Symptome sind meist schwerwiegender, da eine Grunderkrankung wie eine Erkrankung der Arterien oder Medikamente der Auslöser sind. Auch Faktoren wie Rauchen begünstigen die Durchblutungsstörung.
Unabhängig davon, ob es sich um die primäre oder sekundäre Form handelt, verengen sich bei Kälte oder Stress die Arterien an den Finger- oder Zehenspitzen (seltener auch an anderen Körperteilen wie der Nase), erklärt Ido Weinberg, M.D., Facharzt für Gefäßmedizin und Direktor am Massachusetts General Hospital.
Laut der Cleveland Clinic in Ohio, USA, ist diese Reaktion jedoch nicht gefährlich, da es sich lediglich um einen Schutzmechanismus des Körpers handelt. Dadurch wird in Stresssituationen Sauerstoff gespart, um die ausreichende Durchblutung der Organe sicherzustellen. Problematisch wird es erst dann, wenn die Reaktion zu heftig ausfällt. Sprich, wenn sich die Arterien zu sehr verengen oder die Verengung auch bei gemäßigten Temperaturen eintritt, sagt Ido Weinberg.
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Symptome des Raynaud-Syndroms
Wie sich diese mangelnde Durchblutung auswirkt, ist unterschiedlich. Im Allgemeinen sind die Symptome nicht gravierend, da in den meisten Fällen die primäre und damit harmlosere Form dahintersteckt. Bei beiden Formen fühlen sich die betroffenen Bereiche meist taub, kribbelig, steif oder kalt an oder verfärben sich.
Nimmt die Durchblutung ab, können die Finger oder Zehen weiß oder blau anlaufen. Wenn sie wieder normal durchblutet werden, nehmen sie eine rote Farbe an, sagt Ido Weinberg. Sobald sich der Körper wieder aufgewärmt hat, sollten die Symptome abklingen, fährt er fort. Ihm zufolge können die Betroffenen in Extremfällen (meist beim sekundären Raynaud-Syndrom) starke Schmerzen verspüren und ihre Haut kann aufreißen.
Sei dir bewusst, dass diese Symptome auch Anzeichen für eine andere Erkrankung sein können. Ein Arztbesuch ist daher besonders wichtig, denn nur so kann eine verlässliche Diagnose gestellt werden. Nach Angaben der US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) kann Diabetes zum Beispiel ähnliche Beschwerden wie das Raynaud-Syndrom verursachen. Dazu zählen taube oder kribbelnde Hände und Füße, sagt Rheumatologe Jonathan M. Greer, M.D. Er erklärt, dass Tabakkonsum auch ein Hauptrisikofaktor für die Buerger-Krankheit ist, die die Durchblutung verringert und daher ähnliche Symptome hervorruft.
Da es nicht einfach ist, das Raynaud-Syndrom zu diagnostizieren, empfiehlt dir Jonathan M. Greer, zunächst deine Hausärztin oder deinen Hausarzt aufzusuchen. Sie oder er überweist dich dann gegebenenfalls an die Fachbereiche für diese Krankheit, wie die Rheumatologie oder die Gefäßchirurgie.
Ursachen des Raynaud-Syndroms
Das Raynaud-Syndrom ist weit verbreitet und Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Jonathan M. Greer schätzt, dass 10–15 Prozent aller Frauen am Raynaud-Syndrom leiden. Die Ergebnisse einer 1996 durchgeführten und in der Fachzeitschrift Angiology veröffentlichten Studie deuten darauf hin, dass das auf die Schwankungen der weiblichen Geschlechtshormone zurückzuführen sein könnte.
Ein weiterer Risikofaktor für das Raynaud-Syndrom ist die Einnahme gefäßverengender Medikamente (wie manche Medikamente gegen Migräne, Krebs, ADHS, Verstopfung und Herzleiden). Koffein, Tabakkonsum und bestimmte Erkrankungen (wie Lupus, Schilddrüsenunterfunktion, rheumatoide Arthritis und Sklerodermie) sowie häufige Erschütterungen der Füße können ebenfalls das Raynaud-Syndrom begünstigen. Laut Jonathan M. Greer können vibrierende Werkzeuge wie Presslufthämmer Auslöser für das Raynaud-Syndrom in den Zehen sein.
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Ihm zufolge ist eine äußerst gute Präventionsmaßnahme, auf das eigene Stresslevel zu achten. Er rät seinen Patientinnen und Patienten dringend, Stress zu vermeiden, da dieser zu einer Verengung der Blutgefäße und zu einem erhöhten Blutdruck führen kann. Laut der Raynaud's Association haben Menschen mit dem Syndrom überaktive Blutgefäße, die sich verkrampfen und in der Folge verengen. Das wiederum führt zu einer vorübergehenden Minderdurchblutung. Daher können emotionale Reaktionen wie Stress einen Schub auslösen.
Da das Syndrom in den meisten Fällen kein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellt, ist es in erster Linie einfach nur lästig. "Viele ignorieren es, was größtenteils unproblematisch ist", sagt er. Bleibt deine Haut jedoch über einen längeren Zeitraum weiß, kann dein Gewebe Schaden nehmen. Lass das in diesem Fall medizinisch abklären, um mögliche sekundäre Ursachen (wie Rauchen oder Erkrankungen der Arterien) auszuschließen, rät er.
Obwohl das Raynaud-Syndrom für gewöhnlich kein Grund zur Sorge ist, gilt es, einen wichtigen Risikofaktor zu bedenken. Ido Weinberg erklärt, dass Betroffene ein erhöhtes Risiko für Erfrierungen haben, da ihre Wahrnehmung beeinträchtigt ist. Er mahnt zur Vorsicht, was Schmerzen und offene Wunden betrifft.
So kannst du Schübe verhindern
"Normalerweise reicht es, sich warm zu halten", so Ido Weinberg. Vermeide Kälte (einschließlich stark klimatisierter Räume), um deinen Körper vor niedrigen Temperaturen zu schützen. Doch manchmal lässt sich Kälte nicht vermeiden – sei es im Freien bei kaltem Wetter oder im Supermarkt vor den (Tief-)Kühlregalen. Dann ist es wichtig, sich warm anzuziehen, so Jonathan M. Greer.
Ido Weinberg rät dir, zusätzlich zur Jacke auch Fäustlinge, eine Beanie oder eine warme Mütze sowie feuchtigkeitsableitende Socken zu tragen. Sollten die Symptome womöglich von Erschütterungen herrühren, empfiehlt er auch stützende Laufschuhe. Und wie bereits oben erwähnt, kann sich auch die Reduzierung von Stress positiv auswirken.
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Treten Symptome auf, wärm die betroffenen Bereiche langsam auf, so Ido Weinberg. Halte deine Finger oder Zehen beispielsweise unter warmes Wasser, sagt Jonathan M. Greer. Er fährt fort: Sind die Symptome besonders ausgeprägt, kann dir deine Ärztin oder dein Arzt ein Medikament wie einen Calciumkanalblocker (ein Blutdruckmedikament), topisches Nitroglycerin oder Viagra verschreiben.
Text: Dina Cheney