So schützt du deine Füße vor Plantarfasziitis

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Das P-Wort kann dich monatelang lahmlegen. Hier erfährst du, was du dagegen tun kannst.

Letzte Aktualisierung: 19. Mai 2022
7 Min. Lesezeit
Vermeiden von Plantarfasziitis

Du bist eine Läuferin bzw. ein Läufer? Dann hast du bestimmt schon mal von Plantarfasziitis gehört. Dabei handelt es sich um eine Fußverletzung, die genauso seltsam zu buchstabieren wie auszusprechen ist. Sie verursacht einen stechenden Schmerz in der Fußsohle, der von der Ferse zu den Zehen wandert. Wir hoffen natürlich, dass du das noch nicht erleben musstest. Falls doch, tut es uns leid! Aber dann können wir dir zumindest erklären, warum diese Verletzung bei dir aufgetreten ist und wie du sie in Zukunft hoffentlich vermeiden kannst.

Was Plantarfasziitis verursacht

Ein kleiner Ausflug in die Biologie: In der Mitte deines Fußes verläuft längs ein starkes Gewebeband, das dein Fußgewölbe stützt – die Plantarfaszie. Sie wird beim Gehen und Laufen täglich tausende Male gedehnt und ist bis zu einem gewissen Grad sehr belastbar, so Ian Klein, Spezialist für Trainingsphysiologie, Crosstraining und Verletzungsprävention an der Ohio University. Das Stichwort hier lautet: "Bis zu einem gewissen Grad". Übermäßige Belastung – durch zu intensives Training, plötzliche Erhöhung der Kilometerzahl oder fehlende Erholungstage – kann das Gewebe zu stark beanspruchen, erklärt Kate VanDamme, Physiotherapeutin und klinische Orthopädin am NYU Langone Health Sports Performance Center. "Das kann dazu führen, dass sich das Band entzündet und reißt", fügt Klein hinzu.

Nicht nur Laufanfänger:innen leiden unter Plantarfasziitis. Sie kann laut Klein auch erfahrene Läufer:innen treffen, die zu intensiv trainieren. "Biomechanische Probleme, wie z. B. verkürzte Wadenmuskeln (durch mangelnde Dehnung) oder ein steifer großer Zeh (durch zu viel Belastung beim Laufen), der an der Plantarfaszie zieht, können die Problematik ebenfalls verschlimmern", fügt VanDamme hinzu. "Wenn du Plattfüße oder hohe Fußgewölbe hast, den ganzen Tag beruflich auf den Beinen bist und/oder häufig hohe Absätze trägst, steigt dein Risiko", sagt sie.

Übermäßige Belastung – durch zu intensives Training, plötzliche Erhöhung der Kilometerzahl oder fehlende Erholungstage – kann das Gewebe zu stark beanspruchen.

Kate VanDamme
Physiotherapeutin

Was du dagegen tun kannst

Sobald du die typischen stechenden Schmerzen bemerkst, solltest du die Entzündung behandeln. "Dies ist die Anfangsphase", so Klein. Wenn du dieses Zeichen ignorierst, kann es sein, dass dich die Verletzung für Wochen oder Monate lahmlegt. Hier erfährst du, was du tun musst:

  1. "Mach zwei Tage Pause, um dich mit dem Problem zu befassen, und nutz diese Zeit, um dich auszuruhen und deine Füße zu kühlen", erklärt Klein. Wenn du anschließend wieder stehen, gehen und tägliche Aktivitäten machen kannst, ohne weitere Entzündungserscheinungen oder Schmerzen zu haben, sind unter Umständen auch lockere Läufe kein Problem mehr.
  2. Wenn du anhaltende Schmerzen hast oder sich die Schmerzen während der 48 Stunden sogar verschlimmern, versuch, den betroffenen Fuß möglichst nicht zu belasten: "So lange, bis die Entzündung und die Schmerzen deutlich zurückgegangen oder vollständig verschwunden sind", erklärt Klein. Um dich dann wieder an etwas Belastung zu gewöhnen (und deine Fitness auf Vordermann zu bringen), kannst du entlastendes Crosstraining machen, wie etwa Schwimmen oder stationäres Radfahren.
  3. Sobald du die Anfangsphase überwunden hast (Glückwunsch!), ist der nächste Schritt, Übungen zu machen, die deinen Fuß oder Knöchel stärken oder die Beweglichkeit und Flexibilität erhöhen. Leg dabei den Fokus auf Toe Raises, Foot Flexes und Towel Stretches. (Google ist auch hier dein bester Freund: Such ganz einfach nach Videos von ausgebildeten Physiotherapeuten.) "Wir empfehlen auch, die beiden Wadenmuskeln, den Gastrocnemius und den Soleus, zu stretchen", sagt VanDamme. Du kannst den Gastrocnemius stretchen, indem du deine Handflächen gegen eine Wand drückst, mit einem Fuß einen Schritt nach hinten machst und das vordere Knie dabei beugst, sodass du in eine Art Ausfallschritt kommst. Halte das hintere Bein gestreckt. Um den Soleus zu dehnen, lass das vordere Knie gebeugt und beuge das hintere Knie leicht.
  4. Wenn du noch einen Schritt weitergehen möchtest, kann ein Physiotherapeut eine manuelle Therapie an deinem Knöchel und Mittelfuß durchführen, um das Gelenk zu mobilisieren und die Flexibilität zu verbessern, sagt VanDamme. Du kannst das Gewebe auch selbst massieren, indem du z. B. einen Tennisball oder eine gefrorene Flasche Wasser unter deinem Fuß rollst, ergänzt sie.
  5. In besonders schlimmen Fällen (dein Physiotherapeut bzw. Sportarzt kann dir sagen, wie ausgeprägt die Verletzung bei dir ist) können Nachtschienen eine sehr wirksame Behandlung darstellen. "Wenn man schläft, ist der Fuß etwas gekrümmt, sodass sich das Gewebe natürlich verkürzt", sagt Klein. Deshalb ist Plantarfasziitis meistens am schmerzhaftesten, wenn man morgens aufsteht. "Eine Schiene hält den Fuß in einer gestreckten Position. Wenn man aufwacht, hat er sich nicht verkürzt und es fällt leichter, ihn zu belasten", erklärt er.

Abgesehen von intensiven Läufen gibt es noch etwas, das du bei entzündeten Füßen vermeiden solltest. Und zwar, sie selbst zu dehnen. "Wenn deine Plantarfaszie entzündet ist, verkürzt sich das Gewebe, um sich selbst zu schützen und zu heilen", so Klein. "Selbst normales Dehnen kann dann zu weiteren Schäden führen."

Vermeiden von Plantarfasziitis

Wie lange die Heilung dauern kann

Die Behandlung von Plantarfasziitis läuft bei jedem anders ab, aber je früher du Maßnahmen ergreifst, desto besser ist das Ergebnis, sagt Klein. "Ich habe erlebt, dass Menschen in weniger als einem Monat eine Besserung verspürten, wenn sie an dem Tag mit der Behandlung anfingen, an dem auch der Schmerz begann", sagt er. "Wenn du weiterläufst, ohne etwas gegen das Problem zu unternehmen, kann eine vollständige Heilung drei bis vier Monate dauern." Studien zufolge dauert es meist sogar ca. sechs Monate, bis die Verletzung auskuriert ist.

Das bedeutet jedoch nicht, dass du deine Laufschuhe während der gesamten Regeneration an den Nagel hängen musst. "Du kannst weiterlaufen, wenn du dein Training reduzierst, Übungen für Kraftaufbau machst und regelmäßig deine Waden dehnst – wie bereits erwähnt", so VanDamme. Wenn die Schmerzen weiterhin bestehen, solltest du einen Spezialisten für Orthopädie aufsuchen. "Wenn du die richtige Behandlung machst und das Problem nicht weggeht, solltest du ausschließen, dass es nicht etwas anderes ist, etwa eine Stressfraktur oder Schmerzen, die aus einem anderen Bereich ausstrahlen", sagt sie.

Warum Schuhe helfen können

Die richtigen Schuhe können Plantarschmerzen lindern und Plantarfasziitis verhindern, so VanDamme. Da die Plantarfaszie das Fußgewölbe stützt und Stöße beim Gehen und Laufen absorbiert, kann ein stabiler Schuh mit einer festeren Mittelsohle auf der Seite des Fußgewölbes und einem leichteren, weicheren Schaumstoff auf der Außenseite die Stoßdämpfung maximieren und bei einer Überpronation helfen, die ebenfalls zum Entstehen einer Plantarfasziitis beitragen kann. Hol dir am besten Schuhe, die auch an der Ferse zusätzliche Stabilität und Dämpfung bieten. Die sind zwar vielleicht etwas schwerer, doch wenn sie einer Fasziitis entgegenwirken, sind sie es definitiv wert.

Warum deine Haltung eine Rolle spielt

"Möglicherweise ist dir das nicht bewusst, aber viele Freizeitläufer:innen machen Schritte, die für ihren Körper viel zu lang sind. Das wird auch als 'Overstriding' bezeichnet", so Derek Samuel, Physiotherapeut und Mitglied des Nike Performance Council. Ob das bei dir auch so ist, kannst du herausfinden, indem du eine Freundin oder einen Freund bittest, dich beim Laufen von der Seite zu filmen. Wenn dein vorderer Fuß weit vor dir aufkommt, übertrittst du und deine Ferse wirkt wie eine Bremse. Overstriding kann nicht nur zu Plantarproblemen führen, sondern auch dazu, dass du langsamer wirst, weil der Boden dann mehr Kraft auf deinen unteren Beinbereich überträgt, so Samuel.

"Schau dir die Profisportler:innen an: Sie landen mit der Ferse direkt unter ihrem Schwerpunkt, wobei das Bein senkrecht zum Boden steht", sagt er. Das hält Profis sowie alle Läufer:innen schnell und effizient in Bewegung. Um diesen Effekt zu erzielen, sagt Samuel seinen Patient:innen, dass sie versuchen sollen, mehr Schritte pro Minute umzusetzen. Zudem sollen sie sich vorstellen, dass sie sich in einem kontrollierten Fall nach vorne befinden.


Auch wenn du denkst, dass Füße nicht gerade der sexyste oder coolste Körperteil sind, solltest du sie dennoch schützen. Schließlich beginnen und enden deine Läufe mit ihnen. Achte auf sie und du wirst das hässliche P-Wort wahrscheinlich nie wieder aussprechen müssen.

Text: Ashley Mateo
Illustration: Gracia Lam

Vermeiden von Plantarfasziitis

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Ursprünglich erschienen: 15. Januar 2021